26.10.2007

Alice! Warst du das?

Was lese ich aus deinem wunderschönen Heimatland, Alice?
"Die Männer-Partei (MP) wurde am 16. Juni 2007 als Reaktion auf den sich immer deutlicher manifestierenden Radikal-Feminismus und der damit einhergehenden Männerdiskriminierung gegründet. Männer werden in der gegenwärtigen Gesellschaft deutlich von den herrschenden Frauen ausgegrenzt und ausgenutzt oder müssen ganz einfach mehr leisten, als dies vom weiblichen Geschlecht verlangt wird."
Wehe, du kannst nicht nahtlos beweisen, dass du keine Männer unterdrückt hast. Wenn du nur auch ein Quäntchen unserer schönen alten Patriarchats bekämpft oder ausgemerzt hast, dann wehe. Und was liest man sonst noch aus der Schweiz von unseren Leidesgenossen?
In zahlreichen Scheidungsfällen können Männer aus den Händen von diktatorischen Richterinnen lebenslängliche Knebelungsverträge entgegennehmen. Am Arbeitsplatz wird der Mann zu deutlicher Mehrleistung angetrieben; er hat buchstäblich als gutes Arbeitspferd Frondienste und Überstunden zu leisten und kann es sich nicht erlauben, einmal kürzer zu treten.
Ja, und ich dachte, der Schweizer Mann steht des Nachmittags auf der Alm, schmökt sein Pfeifchen und sieht dabei zu, wie die speziellen Lochkühe lochtaugliche Milch für löchrigen Käse zusammengrasen. So wie dein Mann, so wie schon der Alm-Öhi in Heidi.

Und mal im Ernst ...

Gleichberechtigung ist, wenn dies manche Menschen in den Mund nehmen, ein furchtbares Wort. Ohne eine Vielfalt geht es nicht. Gleichberechtigung heißt Gleichberechtigung vor dem Gesetz und möglichst auch vor den ökonomischen Bedingungen und in der Teilhabe an politischen Möglichkeiten. Und es mag ja sein, dass es Männer gibt, die unter Frauen gelitten haben und leiden. Nur hat der Feminismus nicht das Leiden bestimmter Frauen abgeschafft, ja es wird - teilweise sogar von Frauen - argumentiert, dass der Feminismus erfolgreich gewesen sei und die Stellung der Frau in der Gesellschaft gesichert sei.
Die häusliche Gewalt wird noch immer zu großen Teilen von Männern ausgeübt. Wichtige Posten im Staat sind vorwiegend von Männern besetzt. Und eine Chefin, die mobbt, ist dann vielleicht so etwas wie höhere Gerechtigkeit zu dem Chef, der grabscht. Beides muss nicht sein. Über beides kann man sich beschweren. Aber wer hat gesagt, dass der Feminismus ein Allheilmittel gegen Nieten in Chefetagen ist? Niemand. Nur sind dort jetzt auch mal Frauen zu finden.

Alice Schwarzer

"Die Emanzen um Alice Schwarzer treiben bewusst einen Keil zwischen die Geschlechter: Schwarzer rühmt sich, das Zusammenleben zwischen Frau und Mann erschwert zu haben! Dabei geht es nur miteinander."
Ich weiß nicht, ob Peter Gauweiler das tatsächlich gesagt hat, aber es macht natürlich mehr Sinn, als hier einfach unterstellt wird. Zusammenleben ist von Traditionen und Bequemlichkeiten durchzogen. Diese waren und sind immer noch patriarchal. Hier das Zusammenleben zu erschweren, ist nicht der feministische Todesstoß der klassischen Ehe, sondern mutet dem Mann zu, über seine Beziehung nachzudenken und diese - gleichberechtigt eben - mit seiner Frau auszuhandeln. Insofern ist diese Zumutung eigentlich auch die Hoffnung, dass Männer dies können und dass sie nicht immer nur so intelligent tun. (Freilich: die Frau muss das, umgekehrt, auch zulassen können; sicher.)

Ich hoffe, dass ich damit einen sachgemäßen Artikel zum Schweizer Feminismus liefern konnte. Sollte sich im Zuge der Machtergreifung durch die Männerpartei allerdings erweisen, dass die Löcher aus dem Käse verschwinden, ziehe ich diesen Artikel zurück und beantrage, das Matterhorn in Archaischer Spitzbusenberg umzubenennen.

2 Kommentare :

Zappadong hat gesagt…

Frederik - nein, das war ich nicht. Obwohl ... manche würden sagen, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe.

Erstens: Ich liebe Männer.

Zweitens: In der Schweiz gibt es zu viele Männer, die noch leben wollen wie in den guten alten Zeiten. Ich hätte nie im Leben einen solchen geheiratet - und deshalb gehen mir die Mittelaltermänner ziemlich am Hut vorbei - ich habe eine wunderbare zweite Hälfte und mit dem Rest der Männer komme ich zurecht oder mache einen Bogen um sie :-)

Drittens: Es geht nur zusammen. Was uns zu erstens bringt. Für viele Männer in der Schweiz ist ein "Zusammen": Frau macht Haushalt, sorgt für die Kinder, arbeitet im besten Fall teilzeit. Sie rackert, er ist der Boss. Insofern sind wir Lichtjahre entfernt von Gleichberechtigung (die mit Emanzentum nichts zu tun hat, in der Schweiz aber oft - vor allem von der altväterlichen Sorte Mann - mit Gleichberechtiung gleich gesetzt wird).

Viertens: Emanzipierte Frauen im positiven Sinne des Wortes jagen der altväterlichen Sorte Mann eine Heidenangst ein. Macht abgeben um sie dann gleichmässig zwischen Mann und Frau zu teilen, ist für viele Männer immer noch ein Tabu-Thema.

Und jetzt im Ernst: Ich begrüsse die Männerpartei, weil es mittlerweile die Emanzen im negativen Sinne eben auch gibt. Frauen, die Männern nach der Scheidung die Kinder vorenthalten; Frauen, die ihre Männer schlagen (es gab in letzter Zeit interessante Artikel zu diesem Thema); Frauen, die ihre Männer psychisch fertig machen. Es gibt Missstände und ich bin froh, wenn da jemand den Finger drauf legt.

Das Zusammenleben funktioniert nur mit Respekt. Gegenseitigem Respekt. Akzeptieren können, dass Männer und Frauen verschieden sind und zuweilen verschiedene Bedürfnisse haben. Die GEGENSEITIG anerkennen und sich mit Anstand und Würde begegnen.

Wenn ich allerdings unsere Wahlen vom 21. Oktober und das Trauerspiel davor und danach anschaue, kommen mir erhebliche Zweifel in Bezug auf die männliche als auch die weibliche Seite.

Es gibt nur eins: Bei sich im Kleinen anfangen. Und immer daran denken: Das Schlüsselwort ist R.E.S.P.E.C.T.

Gar nicht so einfach. Gelingt auch mir nicht immer. Aber ich arbeite daran.

Alice

Frederik Weitz hat gesagt…

Ich denke, wir verstehen uns da: weder eben ungebremst alte Rollen vorauszusetzen, noch brachial das ganze Spiel umzudrehen.
Miteinander und gegenseitig: so sollte es laufen, wobei das MIT den Zusammenhang, das GEGEN die Trennung betont, und der Respekt, dass es zwischen diesen beiden Positionen um ein Spiel geht, das mit Ernst und der Bereitschaft zu lernen gespielt werden sollte.
Feminismus bedeutet für mich eben nicht, dass Frauen jetzt mal das machen können, was Männer so lange getan haben, sondern dass man sich nicht mehr auf vorgefertigte Bilder stützt - das gilt für Männer und Frauen -, und sich gemeinsam zum gegenseitigen Vorteil verändert.
Frederik