30.04.2008

Tommy Jaud - Millionär

Was ist zu Kriss Rudolph zu sagen? 1. Er ist nicht Tommy Jaud. Das alleine schon deshalb, weil man bei Kriss Rudolph weiß, wie man seinen Namen ausspricht. Und, weil Kriss Rudolph zwar Rudolph heißt, aber keine rote Nase hat. Bei Jaud ist es ja umgekehrt. 2. Kriss Rudolph hat Bücher geschrieben. Ich habe noch keins halbfertig weggelegt. Bei Tommy Jaud ist das anders. 3. Kriss Rudolph und ich arbeiten manchmal für die in etwa gleiche Firma. Er legt im Bangaloo seltsame Musik auf, und ich verschönere die daran angeschlossene Subventionsfirma besser als die nicht vorhandenen Topfpflanzen. Ansonsten kann ich zu Kriss Rudolph wenig sagen.
Zu Tommy Jaud kann ich ebenso wenig sagen. Außer eben, dass ich Millionär nach der Hälfte weggelegt habe. Warum? Ich fürchte, weil das Buch einen RTL-Durchhänger hatte. Alles immer wieder gleich. Und nichts wirklich ernst. Anders gesagt: das Buch ist lustig, weil es lustig ist, aber nur lustig kann nicht ein ganzes Buch hindurch Spannung und Identifikation erzeugen. Vor allem, wenn das Ziel so klar ist. Denn bei Millionär geht es genau darum, worum es bei Millionär im Klappentext geht: Simon, Held aus Vollidiot, wohnt unter einer Mördertussi, die mit Hippsein ihre Umgebung tyrannisiert. Um diese loszuwerden, möchte Simon das Haus kaufen. Und das tut er dann auch. Am Anfang trägt sich das gut, wenn man den Mechanismus der Witze noch nicht kennt. Man giggelt über die Ideen, und entdeckt schließlich selbst welche in seinem eigenen Leben. Das Problem dabei ist, dass die eigenen Witze schließlich lustiger werden als das Buch von Jaud. Und das Problem ist, dass Simon eine so unwahrscheinliche Figur ist, wie die Antagonistin. Man fühlt sich nicht mitgerissen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt werden die Witze dann langweilig.
Ach, eines lässt sich zu Tommy Jaud auch noch sagen: ich weiß einmal mehr, warum ich keinen Fernseher besitze. Danke, Tommy!

Wanderung durch Friedrichshain

Stephan - ein Arbeitskollege - hat vor zwei Monaten ein Hörbuch veröffentlicht. Er hat es mir neulich zum Rezensieren in die Hand gedrückt. Das Hörbuch erzählt Geschichten aus Friedrichshain und ist an einen Spaziergang gebunden, bei dem man die einzelnen Orte, an denen die Geschichten spielen, besuchen kann. Das ist eine wundervolle Idee. Und die Umsetzung ist hervorragend. Neben eher politischen Geschichten gibt es auch Kriminalfälle. Insgesamt sehr empfehlenswert.
Zu bestellen gibt es das Hörbuch HIER, oder zum download HIER.

28.04.2008

Zur deleuzianischen Logik III

Geht man von einer bestimmten klassischen Logik aus, dann beginnt und endet diese mit der Negation. Die Negation ist Grund und Ziel der logischen Operationen, Grund, indem alles mit den Individuen und Individualitäten beginnt, die die anderen logischen Operationen möglich macht, die Addition, die Subtraktion, die Verknüpfung im Allgemeinen; Ziel, weil die größtmögliche Geschiedenheit durch den aufteilenden, trennenden Geist zustande kommt, und der Geist sich setzt, indem er sich von allem anderen verneint.
Deleuze geht hier einen anderen Weg.

Die Individuation
Es gibt zahlreiche rätselhafte Formulierungen bei Deleuze, die dem Leser kryptisch erscheinen: die ewige Wiederkehr, die er den Schriften Nietzsches entnommen hat, der organlosen Körper, den er dem Gemurmel der Schizophrenen abgelauscht hat, das Aufsteigen des Untergrunds, den er bei Leibniz, den Stoikern und Lewis Caroll findet.
Doch genau hier kann man auch eine Art zentralen Gedanken bei Deleuze finden.
Denn Deleuze stellt ein transzendentales Prinzip vor, dass zugleich unergründet und doch vollständig immanent ist. Dieses Prinzip nennt er die Individuation. Man muss das Sein als ein (Sich) Individuieren denken; und mithin ist das Sein kein großes Ganzes, das sich nur teilweise in den Dingen verwirklicht, es ist auch nicht das vollkommen Geordnete und noch weniger das vollkommen Ungeordnete. Das Sein ist jenes absolute Moment der Bewegung, dass die Individuen schafft, ohne selbst individuell zu sein. Das Sein spaltet und verschmilzt, ohne selbst gespalten und verschmolzen zu sein. Das Sein zeigt sich im Werden eines Kontrastes, aber der Kontrast selbst ist nur noch der Unterschied zwischen zwei Dingen.
Genau dies aber liest Deleuze aus der ewigen Wiederkehr Nietzsches heraus: die ewige Wiederkehr ist nicht das Wiedererscheinen, die Wiederholung, sondern das Identisch-Werden des Werdens mit sich selbst. Reines Werden, ohne Individualität. Dieses Werden tritt nie in Erscheinung, ist nicht phänomenal, es sei denn als erloschenes (man denke hier an die archè und Urschrift bei Derrida).
Genau in diesem Sinne muss man die Individuation verstehen. Sie ist das allgemeinste, das kosmogonische Prinzip bei Deleuze.

Die Selektion I
In diesem Sinne verstanden ist die Individuation noch qualitätslos. Sie wird es auch weiterhin bleiben, versteht man Qualität im üblichen Sinne. Die Individuation verwirklicht sich aber nicht allgemein, sondern immer in einer spezifischen Individuierung, in einer Membran, die die Macht zur Selektion besitzt.
Das ist das zweite, abgeleitete Prinzip, will man der Differenz bei Deleuze nachgehen.
Man muss hier sehen, dass dies immer noch nicht der Kontrast ist. Der Kontrast ist eine vermittelnde Funktion im Auge, und hat daher mit ganz anderen Differenzen zu tun als mit Differenzen zwischen den Dingen. Die Differenzen zwischen den Dingen bestehen zwar auch aus Beobachtungen, aber diese Beobachtungen sind unmenschlich. Nur deshalb kann man sagen, dass der Stein seine Umwelt beobachtet, indem er verwittert. Und genau deshalb kann man sagen, dass der Zucker das ihn umgebende Wasser beobachtet, indem er sich löst. Man muss hier zu den Formen der Beobachtung kommen, die von einer zur anderen Seite "passieren". Und mit Sicherheit hat man, wenn man Stein und Zucker als Beispiele nutzt, keine sonderlich glücklichen Beispiele gefunden. Sie sind immer noch anthropomorph. Man kann dies leicht nachvollziehen, indem man eine vollständige, gleichwertige Umkehr eines Satzes herstellt: So wie der Stein seine Umwelt beobachtet, indem er verwittert, so beobachtet die Umwelt den Stein, indem sie ihn verwittern lässt.
Hier fehlt eine Membran, die die beiden Seiten voneinander trennt, und das Hin und Her mit der Macht einer unterschiedlichen Selektion belegt. Die Selektion ist keine Kooperation. Sie ist immer ein Gewaltverhältnis, so sehr dieses sich auch in einer Interaktion ausdrückt. Man sehe sich hier andere Beispiele Deleuzes an, vielleicht eins seiner berühmtesten: Hummel und Orchidee.
Die Hummel und die Orchidee sind in einem Ökosystem eng aneinander gebunden. Die Hummel findet ihre Nahrung in den Orchideenblüten und bestäubt gleichzeitig die Blüten untereinander. Es findet eine vielfältige Selektion statt. Die Macht der Selektion ist eine recht komplexe. Die Orchidee wird, indem sie den Hummelkörper "einfängt"; die Blüte ahmt diesen nach. Sie selegiert also gerade nicht die Nahrungsaufnahme, sondern die Sexualität der Hummel. Umgekehrt selegiert die Hummel gerade nicht die Sexualität, sondern den Nektar der Orchidee, partizipiert aber auf sehr asexuelle Art an der Sexualität der Orchidee.
So bildet sich zwischen Hummel und Orchidee eine Art Membran, die sich in der Macht der Selektion ausdrückt. Diese Selektion ist nicht vernünftig; sie hat sich nicht gewählt, um diese Interaktion zwischen Insekt und Pflanze zu sein. Sie ist geworden, vor jedem Ergebnis, vor jener Individualität, die wir in unseren Naturbüchern aufbewahren. Sie ist unmenschlich und aus dem gleichen Grunde auch unorganisch. Denn die Selektion entsteht aus den lokalen Ausprägungen der Individuation. Sie schafft Hummel und Orchidee erst, und setzt diese nicht voraus.

Der organlose Körper
Von hier aus lässt sich auch der organlose Körper besser verstehen. Bei Deleuze findet man eine oft rätselhafte, vielfältige Umdrehung zwischen der Tiefe und der Oberfläche. Tatsächlich ist der organlose Körper der lärmende Untergrund, der beim Schizophrenen aufsteigt und beim Neurotiker, mit ein wenig psychoanalytischer Hilfe, hinter die Kulissen des Theaters verbannt wird. Doch man versteht den organlosen Körper schlecht, wenn man ihn tatsächlich in eine Tiefe denkt oder verdrängt, sooft auch Deleuze Untergrund, Tiefe oder Hintergrund sagt.
Der organlose Körper sitzt in der Membran, ist diese Membran, ist diese Macht der Selektion, dieses Werden der Selektion genauso, wie ihr Zustand. Von dieser Selektion aus komponieren sich die Organismen, die Seelen in ihrem phänomenalen Dasein. Man muss sich also nicht fragen, wie der Organismus oder die Seele funktioniert. Das natürlich auch, aber das ist nur ein Zwischenschritt. Man muss eher fragen, welche Selektionen haben sich dieses oder jenes Phänomen gewählt. Welche unmenschliche Selektion hat zu der menschlichen Hand geführt? Welche untergründige Selektion hat die Bilder Cezannes ermöglicht? Welche organlose Membran hat diesen oder jenen Krieg hervorgebracht, dieses oder jenes Gedicht?
In dem Sinne ist die Seele eines Menschen auch kein Inneres oder Tiefes. Sie ist nicht das, was ein Gefäß ausfüllt (den Körper). Die Seele ist die Macht zur spezifischen Selektion; sie sitzt an den Grenzen des Charakters, nicht in dessen Tiefen oder - wie ein Puppenspieler - im Hintergrund. Der Charakter, der gesunde oder neurotische oder schizophrene Charakter, ist das Phänomen, das eine selegierende Haut, nicht einen persistierenden Kern anzeigt.
Deshalb kann Deleuze aber auch schreiben, dass auf dem organlosen Körper Anziehungs- und Abstoßungsprozesse stattfinden. Die Selektionen verwirklichen sich immer in Phänomenen, und in diesen Phänomenen verraumzeitlichen sie sich. Die Membranen selbst sind, obwohl lokale Ausprägungen der Individuation, nicht räumlich. Lokal, nicht räumlich, auch wenn dies zunächst wie ein Widerspruch erscheint.
Die Verwirklichung ist kein Ineinanderfallen der Selektion und des Phänomens. So wie die menschliche Hand eine gewisse Selektion der Umwelt verwirklicht, als berührbar, taktil und manipulierbar, kann dies nicht als Wahrheit, als Ende eines Prozesses gedacht werden. Das Erscheinen der Greifhand mit dem antagonistischen Daumen hat vielmehr den Körper des Frühmenschen in ein ganz neues Werden hineingetrieben, die Selektionen der Umwelt verändert, die ganzen unmenschlichen Membranen, die den Menschen ermöglicht haben, mit einem anderen Lärm, mit anderen Zonen des Problematischen ausgestattet. Die Aktualisierungen einer Selektion können deshalb kein Endstadium sein, weil genau diese Aktualisierungen die Selektionen verändern. Die lokalen Membranen als Individuationen und die räumlichen Phänomene als Aktualisierungen wirken zwar aufeinander ein, bleiben aber vollständig getrennt. In den Aktualisierungen werden Räumlichkeiten angezogen, andere abgestoßen, und deshalb organisiert sich ständig etwas Neues. Zugleich aber verschieben sich die Bedingungen dieser Verräumlichung.

Selektion II
Unter der Bedingung der Selektion sind die Dinge "wirkliche Dinge". Es besteht kein Grund, aus ihnen eine theatrale Repräsentation zu machen. Das liegt nicht nur daran, dass die theatrale Repräsentation selbst die Verwirklichung einer Selektion ist. Das liegt vor allem daran, dass die Verwirklichung kein vorhergehendes Modell hat. Deshalb ist die Verwirklichung einer Phantasie nicht einer vorhergehenden Realität geschuldet und die Phantasie kein Abbild einer Realität; die Phantasie ist eher die Macht zu einer Verwirklichung ohne ein Vorher, ohne ein Urbild. Und schon garnicht ist es ein Urbild, wie es die Psychoanalyse erfindet, ein Urtrauma, ein elterlicher Koitus, der zwar phantasiert sein soll, aber noch in den lächerlichsten Dingen vorzukommen scheint.
Zweifellos steckt in jeder Phantasie auch ein Gemisch. Sie fängt sich aus der Umwelt Codefragmente ein; hier einen Baum, dort sieben Wölfe, dort das Gesicht eines namenlosen Vaters. Aber was in diesem Traumbild lärmt, ist nicht der halluzinierte Missbrauch, sondern die Macht der Selektion, das ganze Getöse des organlosen Körpers, der sich in diesem Bild verwirklicht (es handelt sich hier um den berühmten Traum des Wolfsmannes).
Die Selektion verwirklicht sich nicht in wahren oder falschen Urteilen über die Welt, nicht in gesunden und neurotischen, in realen und wahnhaften. Da die Selektion ohne Urbild verwirklicht, Wirklichkeit schafft, kann diese Wirklichkeit nicht als direkte Ableitung einer noch "echteren Wirklichkeit" verstanden werden. Vielmehr muss man in der Organisation dieser Wirklichkeit eine entsprechende Anzahl von Sätzen sehen, von produktiven Sätzen, die analytisch und synthetisch zugleich sind. (Analytisch und synthetisch zugleich heißt dementsprechend auch, dass diese beiden Vorgänge sich in ihrer Verwirklichung mischen, aber nicht denselben Selektionsprinzipien entspringen. Deshalb wirkt es so unglaubwürdig, wenn man einem anderen Menschen die Fähigkeit zur Analyse oder zur Synthese abspricht. Es gibt nur Analysen und Synthesen, die sich unterschiedlich zu ihrem Milieu verhalten, die angenommen oder abgelehnt werden.) Die produktiven Sätze bestehen aus den echten Dingen, den echten Wörtern, aus den echten Tönen und Melodien. Hier finden wir einen möglichen Übergang zu den Membranen: in der Grammatik der Ausdrücke hallt die Macht zur Selektion nach.

Die abstrakte Linie
Der Kontrast schafft immer zwei Identitäten, eine überdeterminierte und eine unterdeterminierte; rotes Viereck, weißer Hintergrund. Wir haben es hier mit den beiden Formen einer Indifferenz zu tun. Zum einen gibt es den undifferenzierten Abgrund, das unbestimmte Lebewesen, die unausgefüllte Leere, das Chaos, zum anderen die ausgefüllte Leere, die ruhig gewordene Oberfläche, auf der die abgetrennten Glieder und Phänomene unverbunden treiben.
Jener unerkannte Lärm des Unbewussten, den die Psychoanalyse prognostiziert, und jene grauenhaften, zerstückelten Körper, die den vorödipalen Charakter heimsuchen, sind keineswegs Krankheitsprozesse, sondern Ausprägungen einer logischen Indifferenz, die den gesunden Menschenverstand ausmachen. Es sei denn, man will damit sagen, dass der gesunde Menschenverstand noch nicht gesund genug ist, und es noch viel zu viel Vorödipales in dieser Kultur gibt. Daran darf man aber zweifeln.
Die Indifferenz findet ihre paralogischen Entsprechungen in dem Undifferenzierten und der Extrapolation.
Tatsächlich markiert sich aber in dem undifferenzierten Abgrund eine Zone des Problematischen, eine Welt, die noch im Werden ist. Keineswegs ist diese Welt verdrängt. Hier muss nichts entschleiert werden. Sie ist noch nicht, und verwirklicht sich, indem die Selektionen sie schaffen - unbewusste Synthese, aber keineswegs unbewusst in der Tiefe der Seele, sondern unbewusst am Rand der Seele, mehr ein Kristallisationspunkt als ein eingegrabener Stein. Überdeterminiert ist diese Zone des Problematischen, als sie zu zahlreichen, unverbundenen Codierungen führt.
Umgekehrt ist die ausgefüllte Leere eine Zone des Unproblematischwerdens, eine sich abschwächende Aufmerksamkeit, ein Versiegen der Codierungen, die man sich einfängt und damit Zeichen für eine erlöschende Selektion, ein Weitertreiben der lokalen Individuationen.
Diese doppelte Bewegung hat Friederike Mayröcker sehr schön für die (eigene) Poesie ausgedrückt:
Die meine Arbeit begleitenden Theorien und Ansichten befinden sich in einem Zustand permanenter Bewegung, die zwar ihr Tempo ändert, sich aber an keinem Punkt fixieren lässt[,] weil dadurch die Arbeit selbst gestört würde. Was ich jetzt zu meiner Arbeit sage, könnte nur eine Aussage über einen fiktiven Fixpunkt sein und müsste womöglich morgen widerrufen werden. Freilich erscheinen solche Fixpunkte mir beinahe ebenso oft, als ich Arbeiten zu Ende führe. Ich kann mich daran vergnügen, wie diese Punkte, in einer Reihe gesehen, einander widersprechen, ein Durcheinander der Stimmen ergeben, nie einen Chor.
MB, S. 9
Die Fixpunkte markieren hier eine Kette hervorbrechender Phänomene, eine Art lineares Archipel, so wie Hawaii durch ein Verschieben untergründiger Platten und einem zeitweise aufsteigenden Lavastrom entstanden ist. Zentrales Merkmal aber ist, dass die Verschiebung der Selektionen selbst nicht der Vernunft gehorcht, sich nicht der Geordnetheit des gesunden Menschenverstandes unterwirft, keinen Fortschritt bildet, sondern zu einem Durcheinander führt: eine Linie zwar, aber keine Reihe; kein Chor, sondern eine "a-"soziale Polyphonie.
Die Linie selbst bildet keine Konkretheit. Das Werk ist nicht die Arbeit. Wenn Nietzsche schreibt: "Der Autor muss beiseite treten, wenn das Werk das Maul aufmacht.", dann soll dies nicht bedeuten, dass der Autor zur Bescheidenheit gemahnt wird, sondern dass das Schreiben und das Lesen zu zwei unterschiedlichen Selektionen gehört, zwei, wenn nicht noch mehr, unterschiedlichen Personen angehört, unterschiedliche Vulkanketten gebiert, unterschiedliche asoziale Polyphonien erzeugt. Das Werk eines Dichters ist nur ein unbestimmter Korpus von Codierungsmöglichkeiten. Das Lesen dieses Werkes ist Selektion, ist Werden, ist eine Verwirklichung an Hand dieses oder jenes Buches. Und auf diese Weise kann man Kleist werden, Goethe, Kafka, ebenso Christie, Doyle, Leon.
Man muss also die Linie von dem Werk unterscheiden, man muss der Linie ihre Macht und ihre Realität lassen, ohne ihr eine Wirklichkeit, eine raumzeitliche Entsprechung zuzuschreiben. Sie ist real, aber abstrakt. Sie "gibt" sich, sie drückt sich aus, aber sie bleibt stets erloschen, verborgen, untergründig weitergewandert. Das also ist die Macht der abstrakten Linie: sie schafft dem Menschen einen Verstand, eine sensible und produktive Haut, entzieht ihm aber die Vernunft und die Kontrolle. Oder vielmehr: Vernunft und Kontrolle sind keine hierarchisch höheren Vermögen, die ihr Reich überblicken und für Ordnung und Wohlgeformtheit sorgen.

Codefragmente
Es gibt immer involutive Flächen, die sich aufeinander beziehen. So gibt es die Verräumlichung, in der sich der Mensch bewegt. So gibt es die Sprache, die sich mit der Seele in Beziehung setzt. Dieses in Beziehung setzen wird nicht durch materiellen Austausch gewährleistet, sondern indem sich eine Selektion ein Codefragment "herauszieht", ein Bild, ein Zitat, einen Geruch.
Friederike Mayröcker hat dies für die Poesie wundervoll beschrieben:
die im Kosmos der Sprache wildernde Muse trägt auf der Vorderseite einen roten Stempel (mit Kanüle von Auge zu Brust) : Kennzeichen für räuberisches Verhalten, räuberische Leseweise / Lektüre. Sie vollzieht das Wandern durch ein Motiv nämlich ein unablässiges RUPFEN in fremden Gärten / Gefilden, was ihre Leidenschaft ist, und ihre Disziplin. Alles kann Beute sein, [...] Sie schaut ab, sie kopiert, sie exzerpiert, sie übermalt, das Auge funktioniert als automatischer Modifikator : es liest über die alltäglich-vertraute Vokabel hinweg, lässt aber deren innewohnende Magie in Erscheinung treten, indem es Minimalveränderungen vornimmt, z.B. einen Buchstaben eliminiert oder eine Silbe hinzufügt, sich also ganz bewusst verliest.
Im ganzen gesehen pflegt sie ein Schreiben ein Leben von höchst parasitärer Facon.
MB, S. 355
Hier finden wir alles wieder: die Selektion, das Ziehen von Codierungen, das Erschaffen einer Wirklichkeit, die vorher noch nicht da war, die Involution der Selektion, das unmenschliche Auge, das sich nicht beherrscht, sondern ganz automatisch, vorindividuell funktioniert, das Übermalen einer anderen Wirklichkeit als kreativer Akt. Der Parasit: das ist hier die Seele, die sich zwar beständig von ihrer Umwelt unterscheidet, aber von dieser nicht loszulösen ist. Sie verwirklicht sich nicht, indem sie die Umwelt negiert, sondern indem sie sich in einer beständigen Differenzierung begriffen findet, die nicht die Differenzierungen der Umwelt sind.
Indem sich aber - wie hier zum Beispiel - die Verwirklichung verräumlicht, indem Gedichte entstehen, kann sich die Sprache entwickeln, aber unter ihren sehr eigenen Bedingungen. (Tatsächlich ist das Werk Mayröckers für die Sprache weniger einflussreich als das Wirken mancher Subkulturen. Trotzdem ermöglicht diese Sprache wieder Kristallisationspunkte, so selten diese auch auftauchen mögen.)

Asymmetrie
Die Differenz oder abstrakte Linie oder Selektion oder lokale Individuation wirkt zwar nach zwei Seiten, aber sehr unterschiedlich. Sie ist durch und durch asymmetrisch. Sie erzeugt die Objekte (oder fängt sich Codefragmente ein), und in der Kette der Objekte manifestiert sich das Subjekt. Sie erzeugt aktive und passive Felder, bzw. rasche Abfolgen einer Gegenwart, die langsame Abfolgen einer Gegenwart mit sich reißen (denn aktiv und passiv sind nur relativ zueinander bedingt, aktiv ist beides, aber das aktiv Aktive beschleunigt sich, und verändert sich rasch und erhält dadurch Macht über das, was sich langsam ändert). Sie erzeugt Bejahungen, an deren Rändern Verneinungen mitschwingen; oder, besser, Aufmerksamkeiten, an deren Rändern Unaufmerksamkeiten.
Diese Asymmetrien sind es, die jede Interaktion nomadisch, polyvok werden lassen. Wie die Hummel nicht mit der Orchidee nach einem vernunftgemäßen Gebrauch kommuniziert, so fangen sich zwei Menschen nur aparallel ein. Die Selektionen der einen Seele und die Selektionen der anderen Seele sind gegeneinander inkommensurabel; die eine verwirklicht und aktualisiert die eine Seele und die andere die zweite Seele. Weil die Selektionen aber den Aktualisierungen vorausgehen, lassen sich diese nicht angleichen. Trotzdem findet ein Austausch in dem Sinne statt, dass man sich gegenseitig Codefragmente zukommen lässt, ein Lächeln, eine Geste, einen nichtigen Satz.

Form und Hintergrund
Die Selektion zieht eine Form ein, die asymmetrisch ist. Sie ist aber vor allem aus folgendem Grunde asymmetrisch: während die Selektion eine einseitige Verwirklichung erzeugt, die sich auf der anderen Seite ausdrückt, ist die Selektion zugleich ein allgemeines Prinzip, nämlich die lokale Spezifikation der Individuation, die ewige Wiederkehr der dramatischen Schöpfung. Deshalb ist die Seele eine Aufzeichnungsfläche und der Charakter eine Form, aber diese Form bildet nur auf der Seite der Form eine Bevorzugung. Auf der anderen Seite, vor dem Hintergrund der Individuation verschwindet diese Bevorzugung und gleicht allen anderen Möglichkeiten der Individuation. Anders gesagt: das Individuierte unterscheidet sich von der Individuation, aber die Individuation unterscheidet sich nicht vom Individuierten, sondern drückt sich gerade in diesem aus. Die Differenz existiert so nur von der einen Seite aus, hebt sich aus dem Universum hervor und widersteht diesem durch die Macht der Selektion, während das Universum nur in diesen Individuierten existiert, die Selektionen ermöglicht und sich deshalb nicht von ihnen unterscheidet. Das ist vielleicht das schärfste Paradox in der Logik Deleuze': das Unterschiedene ist das Nicht-Unterschiedene, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet (wobei man Seite hier keinesfalls räumlich verstehen darf, denn dies wäre nur ein Kontrast, der nur durch die beiden Arten des Indifferenten asymmetrisch ist, nicht durch die lokale Individuation).

hier eingearbeitete Werke von Deleuze:
Differenz und Wiederholung
Logik des Sinns
Anti-Ödipus
Tausend Plateaus

MB: Friederike Mayröcker, Magische Blätter I-V, Frankfurt am Main 2001

20.04.2008

ungelegenheitsrituale

für Daniel

1
sich in die sprache einlöffeln
um den brocken tanzen
in variationen leiden liegen
besamungen stirnen oder
bären am firmament

2
faust faust
in den mund schieben
gewaltsam-innig
murmeln
du mein homunculus

3
sich mit sprache brüsten
oder in frauenfeld wohnen
oder 1 misslungene chirurgie
an seinem augenzweig ausführen
(1 lavendelzweig
1 rosmarinstängel
oder 1 mistelgespritze
in den windalleen)

4
in an sätzen brennen
1 zungentraum oder
zwitscherträume
(eventuell: zwischenräume)

5
die sprache veranzüglichen
1 armani-repertoire
in üppigkeiten fallen
(sich nicht lumpen)

6
ich brocke mir sinn ein

7
1 nacht 1 haar durchfahren
mann mann

15.04.2008

Zorngestäub

zum Tode Lea-Sophies
Zorngestäub, die Schlehe zugespatzt, auffliegen, wenn ich komme, niederlassen, wenn ich gehe, Gezeitenvögel, der Mensch ihr Mond, die Schlehe im Schattenloch der Häuser, will schreiben: 1 Einsamkeitsmonolith, mehrfach, wir schaufeln ein Heim in den Lüften, da liegt man eng, mit dem Fahrstuhl kommt man ins Freie, aber die Fassaden sind schön, immerhin -

Absorbiert durch die Lektüre

Ich entschuldige mich schon mal im Vorhinein. Nachdem seit mehreren Wochen einige Bücher in media-mania unbestellt zur Verfügung standen, habe ich mich erbarmt und sie zur Rezension genommen. Mit dem größeren Teil der Bücher dürfte ich nicht glücklich werden. Da aber niemand anderes sie lesen wollte und die Bücher ja auch mal wegmüssen. Deshalb werde ich mich hier wohl ein wenig dünne machen.
Bei den Bücher handelt es sich um:
  • Barke in der Zeit (Ken Norton Band 7)
  • Hüter des Runenschwerts (Ken Norton Band 8)
  • Das Schwert des Schicksals (magic-adventure-asia Band 5)
  • In den Fängen der Sohei (magic-adventure-asia Band 6)
  • Der Blutstein
  • Der Bierzauberer von Günther Thömmes
  • Cugel in der Unterwelt von Michael Shea
  • Das Kopernikus-Syndrom von Henri Loevenbruck
  • Auf den Wegen des Islams von Julius Franzot
Nicht gerade meine derzeitige Lieblingslektüre.
Dafür kommen demnächst hoffentlich mal wieder ein paar Sachen zur systemischen Therapie und zum systemischen Management, die ich mir wirklich bestellt habe.

11.04.2008

Christian W. schrieb:

"ist natürlich sehr interessant hier so etwas zu verbreiten und dann meinen kommentar zum thema nicht zuzulassen es gibt scheinbar leute die nur das hören was sie hören wollen um ihre klitschees zu bedienen schade"
Gemeint ist der Kommentar von Herrn W., die ich nicht zu meinem Beitrag "Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!"
Dazu hatte Herr W. angemerkt, dass ich die Namen falsch verwendet habe; sicher. Gebe ich zu, und habe es dann erstens verändert und zweitens vermerkt. Noch geschrieben hat Herr W., es sei populistischer Mist, den ich hier verbreiten würde.
Nun weiß man natürlich, dass Populismus immer rechts sei - oder auch nicht. Man hat das ja am Holocaust oftmals durchbuchstabiert, in allen Sparten, sei es durch Zensur, sei es durch Beklatschen misslungener Beiträge. Irgendwann sollte man auf die Idee kommen, dass Populismus ein ziemlich sinnleeres Wort ist, das immerhin noch eins bewirkt: zunächst zu beeindrucken.
Ungewöhnlich ist, dass Kritik an Rassismen als populistisch bezeichnet wird. Nun, nicht ganz. Das kenne ich schon.
Und Hintergrund ist natürlich, dass die Massenmedien unter Generalverdacht stehen, hier einer linken Raison zu gehorchen. - Hintergrund ist weiter, dass man sich um die Wahrheit streiten kann.
Wie auch immer. Man kann immer sagen, etwas sei undurchdacht übernommen worden. Die endgültige Wahrheit habe ich jedenfalls noch nicht entdeckt. Und so denke ich mir: "Einverstanden, einverstanden (Herr W.)!"

Nur, Herr W., haben Sie etwas anderes zum Thema beigetragen? Etwas unklischeehaftes (Klischee kommt übrigens von französisch clicher: abziehen, abklatschen, negative Abzüge machen, Klitsche ist dagegen eine vergammelte Wohnung)? Leider ist nunmal auch der Vorwurf des Populismus populistisch, und der Vorwurf des klischeehaften Denkens nur ein Klischee.
Wir stehen dann also da, können uns Worthülsen an den Kopf werfen, darüber paranoid werden, oder wir können es ignorieren. Ignoranz nicht wegen des Inhalts, den Ihr Kommentar nicht geboten hat, oder Ignoranz wegen der angebotenen Beziehung - einer paranoiden Beziehung, wie gesagt. Ich habe mir also erlaubt, Ihren Kommentar weitestgehend zu ignorieren, obwohl ich mich natürlich über den "populistischen Mist" sehr gefreut habe.

Ich fühle mich so ausgeplündert!

Hach, wie ich den Herzog liebe. Warnt er mich doch vor einer neuen Gefahr, die mich in die tiefste Armut treiben könnte. Arbeitslosigkeit? Um Gottes Willen, das doch nicht! Diebstahl, eventuell durch phishing? Ach Blödsinn! Es sind die Alten, die Rentner, die mich ausplündern werden. Sofort als ich die Überschrift las - "Herzog warnt vor 'Ausplünderung der Jungen'" -, stellte ich mir vor, wie ich die Bernauer Straße entlanggehe und plötzlich eine Oma mit Krückstock auf mich zustürmt, mir den Krückstock über den Kopf zieht und mit hämischen Kichern meine Visa-Karte einsteckt. Soll ich mich also demnächst nur noch mit einem Messer bewaffnet auf die Straße wagen? Um mich gegen marodierende Rentnerbanden zu wehren?
Nein, nein. Das meinte Herzog garnicht. Herzog warnte vor einer Gerontokratie, einer Herrschaft der Alten über die Jungen. Die Parteien nähmen überproportional Rücksicht auf die Alten. Grund ist, dass der Staat eine Rentenerhöhung von 1,1 Prozent beschlossen hat. Nach mehreren Jahren, in denen es keine Rentenerhöhung gab. Man denke sich das ja mal so: die meisten Rentner leben in 4-Zimmer-Wohnungen, fahren von ihrer Rente mindestens sechsmal im Jahr in ein Luxushotel nach Fuerteventura, und der Staat subventioniert das. Ach, auch nicht richtig?
Die Rentner wohnen in Einzimmerwohnungen, und haben kein Geld für Reisen? Aber dann horten sie sich doch wenigstens im Aldi sämtliche luxuriösen Lebensmittel, so dass den rechtschaffen arbeitenden Jungen nur noch das trockene Brot und etwas zusammengekochte Jagdwurst übrigbleibt? Auch nicht?
Na, jetzt wird's spannend. Was wollte uns der Herzog eigentlich sagen?

Nun, Herr Deutschland-Ruck hat ja schon öfter Sachen geäußert, die ich als der schlichte, naive Denker, der ich bin, nicht nachvollziehen muss.
Übrigens schreibt der Artikel auch Seltsames: "sagte das frühere Staatsoberhaupt der 'Bild'-Zeitung", und - häh? - die Bild-Zeitung hat jetzt ein Staatsoberhaupt? Ich dachte, er sei Staatsoberhaupt von Deutschland gewesen! Oder ist Deutschland und Bild-Zeitung jetzt dasselbe? Und wer hat das beschlossen? Imagokratie?
Hübsch ist auch das Wort Rentendämpfung am Ende des Artikels. Herzog sagte es. Deutschlandruck und Rentendämpfung. Solche Metaphern muss man erstmal erfinden können.

Übrigens: die niedrigen Renten, die viele alte Menschen tatsächlich haben, führen sowieso zu Zuschüssen von den Kindern. Nur sieht dieses Plündern kein Mensch. Das wird eben in der Familie ausgehandelt. Ohne dass es als Plünderung verstanden wird. Die Kinder von Herrn Herzog werden wohl kaum in diese Verlegenheit kommen. Aber Herzog ist ja auch niemand, der die Jungen ausplündert. Der bekommt doch sicherlich keine Rente, oder? Und das man auf ihn Rücksicht nehmen sollte, hat er ja auch schon dementiert. Das hört man doch gerne.

07.04.2008

"Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!"

Dies war die Antwort, die eine Bürgerin vom Vertreter des Bürgermeisters in Rudolstadt erhielt, als sie erzählte, sie sei angespuckt worden.
Miriam Neuschäfer ist Halbinderin. Zusammen mit ihrem Mann war sie nach Rudolstadt gezogen, weil er dort ein Pfarramt erhalten hatte. Die Anfeindungen haben sich auf die Frau und die Kinder erstreckt; auch den Kindern sah/sieht man wohl den indischen Einschlag an. Seit einem halben Jahr wohnt die Familie wieder in ihrer ursprünglichen Heimat.
Erschreckend ist, dass nicht nur die Beschwerden durch den Vertreter des Bürgermeisters abgewiegelt worden sind, sondern zum Beispiel auch in der Schule. Man fragt sich ja immer, wie lange jemand braucht, bevor er mit seinen Problemen ernst genommen wird. Dass eine erwachsene Frau sich so etwas nicht ausdenkt, dass es Zeugen gab, all das scheint nicht zu zählen.
Dabei hatte Rudolstadt Erfahrungen damit, dass rassistisches Verhalten den Ruf der Stadt schädigt. Und dass es Rassismus in Rudolstadt gibt. Stattdessen wird Frau Neuschäfer unterstellt, sie habe sich das ausgedacht, und in einem Atemzug beweist sich der Vertreter des Bürgermeisters auch noch seinen besten Willen.
Wer sich den ganzen Artikel durchlesen will, findet ihn HIER.

Der Familie wünsche ich viel Glück.
Und dem Mann, der jetzt zum ersten Mal nach Veröffentlichen der Anschuldigungen wieder in Rudolstadt ist, gute Nerven und bessere Erfahrungen.

Nachtrag:
Aufgrund eines anonymen Hinweises musste ich einige Namen und Titel ändern. Das war natürlich richtig. Nicht ändern aber werde ich den Rest des - so der anonyme Nachrichtenschreiber - "populistischen Mists".

06.04.2008

Dialoge beginnen

Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich gerne an Dialogen in Romanen herummeckere. Manche dieser Dialoge sind extrem hölzern, und gerade in deutschen Büchern findet man die krudesten Beispiele für misslungene Dialoge. Ich habe mich eine Zeit lang dafür interessiert, woran das liegen könnte, mittlerweile aber aufgegeben, hier Hypothesen zu bilden.
Eines jedenfalls ist sicher: Dialoge in Romanen haben nur wenig mit Alltagsdialogen zu tun.
Zumeist sind solche Romandialoge auf wesentliche Äußerungen verkürzt, und wenn schon der Beginn eines Gesprächs nur abgelichtet wird, ohne diesem ewigen Alltagszeremoniell einen besonderen Reiz abzugewinnen, dann kann man nur den Kopf schütteln. So etwas darf allerhöchstens noch in der Rohfassung stehen, aber in den Überarbeitungen sollte es nicht mehr auftauchen.
Das ist das eine.

Das andere ist ein Geständnis, das ich glücklicherweise nur noch halb machen kann: ich kann nicht gut Dialoge schreiben. Auch bei mir wirken sie allzuhäufig gestelzt und - in der Szenenabfolge gesehen - dysfunktional. Anders als bei anderen Romanbestandteilen fällt mir hier eine Systematisierung, eine Verbegrifflichung schwer. Und wenn es etwas gibt, was mir für die Schreibwerkstatt große Probleme bereitet, dann die Aufgaben zum Dialog. (Und, nebenbei gesagt, zum Spannungsaufbau.)

Seit Monaten beschäftige ich mich schon mit Kai Meyer. Man kann von ihm nicht nur sagen, dass er ganz ordentlich schreiben kann (obwohl er gegen Alice Gabathuler sehr abfällt). Seine Dialoge sind auch recht präzise und dadurch spannend.

Hier sind zwei Figuren, wie Kai Meyer in den Wellenläufern Dialoge beginnt. Sie ließen sich natürlich auch aus anderen Romanen herausnehmen.

HERÜBERSCHWINGEN.
Der Dialog beginnt in dem Moment, in dem zwei Personen einander begegnen. Sie kommen von verschiedenen Tätigkeiten her; diese sind für den Dialog strukturierend.
1. Nach der Seeschlacht treffen Jolly und ihr Ziehvater Bannon aufeinander. Während die Schlacht eine bzw. mehrere Szenen konfliktreicher Handlung birgt, ist die Annäherung am Ende der Schlacht das Startsignal für eine weitere Szene, die der Reflexion und/oder der Planung dient: "Jolly schwang sich über die Reling. Bannon sah sie und eilte zu ihr herüber."
2. Der Dialog öffnet mit einer Wertung oder etwas ähnlichem, in diesem Fall mit einem Lob: "Gut gemacht"
3. Bei Meyer endet der Dialog hier auch schon wieder. Normalerweise schließt sich ein längerer Dialog an, der eine eigenständige, kleine Szene ausmacht. Solche Szenen haben drei Funktionen: sie dienen der Ergänzung des vorangegangenen Geschehens, der weiteren Planung der Geschichte "durch die Personen", und natürlich sollen sie die Beziehung der beiden Personen charakterisieren.
4. Die Reflexion kann zweierlei Aufgaben erfüllen: einmal kann sie den Spannungslevel abbauen und damit Platz für neue Ereignisse machen, oder sie stellt gerade das Rätselhafte und Mysteriöse in den Mittelpunkt und baut damit die Spannung auf.
5. Die Planung ist ebenso wie die Reflexion kein notwendiger aber ein häufiger Bestandteil eines solchen Dialogs. Was soll ich tun? Was wird weiter zu erwarten sein?, dies sind die Fragen, die mit der Planung erörtert werden.
6. Nicht vergessen werden darf, dass die Charakterisierung ein wichtiger Bestandteil jeden Dialogs ist: im Dialog machen sich verschiedene Horizonte auf, die je nach Rhetorik mehr oder weniger aufeinanderprallen. Nicht immer sind es Konflikte. Aber es gibt schematische Reibungspunkte, die für jeden Dialog sinnvoll sind, seien es solche verschiedener Teilkulturen, der Generation, des Geschlechts, und so fort.
Übung.
1. Schreiben Sie eine Szene, in der zwei Personen aufeinandertreffen. Sie kommen aus verschiedenen Handlungen und vielleicht sogar von verschiedenen Ereignissen und Orten. Gestalten Sie den Moment des Zusammentreffens und die ersten Worte, vielleicht sogar den ganzen Dialog. Achten Sie dabei auf Reflexion, Planung und Gestaltung der Beziehung.
2. Suchen Sie weitere Beispiele aus der Literatur. Notieren Sie kurz, woher die Personen kommen und was sie getan haben, wie sie sich annähern und welche Rolle Planung, Reflexion und Beziehung im Dialog spielen.

Weitere Beispiele:
Ein Kellner kam an ihren Tisch geeilt. »Noch etwas Tee, die Herren?«, fragte er unter hektischen Verbeugungen.
Artemis seufzte. »Ersparen Sie mir das Theater und set­zen Sie sich.«
Instinktiv wandte der Kellner sich an Butler, der ja schließlich der Erwachsene war. »Aber Sir, ich bin doch der Kellner.«
Eoin Colfer, Artemis Fowl

Zwei riesige grüne Augen waren zwischen den Blättern aufgetaucht.
Harry sprang auf und im selben Moment hörte er ein Johlen über den Rasen schallen.
»Ich weiß, was heute für ein Tag ist«,jauchzte Dudley und watschelte auf ihn zu.
Die riesigen Augen blinzelten und verschwanden.
Joan Rowling, Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Ich hatte den Auftrag, die Brücke zu überqueren, den Brückenkopf auf der anderen Seite auszukundschaften und ausfindig zu machen, bis zu welchem Punkt der Feind vorgedrungen war. Ich tat das und kehrte über die Brücke zurück. Jetzt waren dort nicht mehr so viele Karren und nur noch wenige Leute zu Fuß, aber der alte Mann war immer noch da.
«Wo kommen Sie her?» fragte ich ihn.
«Aus San Carlos», sagte er und lächelte.
Es war sein Heimatort, und darum machte es ihm Freude, ihn zu erwähnen, und er lächelte.
«Ich habe Tiere gehütet», erklärte er.
Ernest Hemingway, Alter Mann an der Brücke

K. wartete noch ein Weilchen, sah von seinem Kopfkissen aus die alte Frau, die ihm gegenüber wohnte und die ihn mit einer an ihr ganz ungewöhnlichen Neugierde beobachtete, dann aber, gleichzeitig befremdet und hungrig, läutete er. Sofort klopfte es und ein Mann, den er in dieser Wohnung noch niemals gesehen hatte, trat ein. Er war schlank und doch fest gebaut, er trug ein anliegendes schwarzes Kleid, das, ähnlich den Reiseanzügen, mit verschiedenen Falten, Taschen, Schnallen, Knöpfen und einem Gürtel versehen war und infolgedessen, ohne dass man sich darüber klar wurde, wozu es dienen sollte, besonders praktisch erschien. »Wer sind Sie?« fragte K. und saß gleich halb aufrecht im Bett. Der Mann aber ging über die Frage hinweg, als müsse man seine Erscheinung hinnehmen, und sagte bloß seinerseits: »Sie haben geläutet?« »Anna soll mir das Frühstück bringen«, sagte K. und versuchte, zunächst stillschweigend, durch Aufmerksamkeit und Überlegung festzustellen, wer der Mann eigentlich war.
Franz Kafka, Der Prozess


DAS SONDERBARE
Der Dialog wird zuerst angekündigt und dann konkret entfaltet.
1. "Und noch etwas war sonderbar." - Damit wird der Dialog eingeleitet, der sich genau um das Thema dreht, das dann entfaltet wird. Nicht immer ist diese Ankündigung auf ein Rätsel bezogen. Andere Dialoge beginnen mit anderen Ankündigungen, einem Streit ("Im Ligusterweg Nummer 4 war mal wieder bereits beim Frühstück Streit ausgebrochen. Ein lautes Kreischen aus dem Zimmer seines Neffen Harry hatte Mr. Vernon Dursley in aller Herrgottsfrühe aus dem Schlaf gerissen."), einem Gefühl wie Wut oder Angst oder einer schlichten Vorschau auf das Geschehen. Sinnvoll ist hier aber immer die Ankündigung eines Konfliktes, einer überraschenden Wendung oder etwas ähnlichem.
2. Bei Meyer wird dann das Seltsame erläutert, bzw. präzisiert. Das heißt, es werden Wahrnehmungen eingesammelt, die sich auf das Thema beziehen ("'Das sind gar keine Spanier', sagte Christobal, Bannons Steuermann.") und das Rätselhafte und Unentscheidbare weiter ausbauen. In anderen Fällen wird die Ankündigung dramatisiert, wie zum Beispiel bei Harry Potter in der oben zitierten Szene. Der Dialog dramatisiert und differenziert aber die Ankündigung, so oder so.
Übung.
1. Ein Dialog kündigt sich an: Schreiben Sie einen oder zwei Sätze, in denen diese Ankündigung steht und eventuell präzisiert wird. Dann differenzieren Sie die beiden Konfliktpositionen aus, indem Sie die beiden Parteien miteinander reden lassen.
2. Auch hier: Suchen Sie andere Dialoge, die diesem Muster folgen.

Hier ist es übrigens schwierig, weitere Beispiele zu finden, die sich so rein zitieren lassen. Denn die Ankündigung gibt es für alle Arten von Handlungen, und sie eröffnet nicht nur den Dialog, sondern bezieht sich auch auf Wendungen innerhalb eines Dialoges oder einer Handlung.
Im Ligusterweg Nummer 4 war mal wieder bereits beim Frühstück Streit ausgebrochen. Ein lautes Kreischen aus dem Zimmer seines Neffen Harry hatte Mr. Vernon Dursley in aller Herrgottsfrühe aus dem Schlaf gerissen.
»Schon das dritte Mal diese Woche!«, polterte er über den Tisch hinweg. »Wenn du diese Eule nicht in den Griff kriegst, fliegt sie raus!«
Harry versuchte, übrigens nicht zum ersten Mal, die Sache zu erklären.
»Sie langweilt sich«, sagte er. »Sonst fliegt sie doch immer draußen rum. Könnte ich sie nicht wenigstens nachts rauslassen?«
Joan Rowling, Harry Potter und die Kammer des Schreckens

Hoffentlich schaffte sie es bis in ihre Kabine, bevor ...
»SHORT! HIERHER, ABER SOFORT!«
Holly seufzte. Es war also mal wieder so weit.
Eoin Colfer, Artemis Fowl

Sozialschmarotzer, die Realität!

Wundervoll erleuchtet: Hier.

Story Dealer Berlin

Zu meiner großen Freude habe ich mich im Internet gesucht. Ich bin präsent, habe ich festgestellt und damit mein armes, angekratztes Ego sehr balsamiert. Wo habe ich mich gefunden? Mit einem Stück aus meiner Rezension zu Zirkuläres Fragen auf der Homepage des Carl-Auer-Verlags.
Spornstreichs habe ich mir weitere Bücher von Carl-Auer über media-mania bestellt. Diesmal zum Management. Vor allem, nicht nur. Und dort stieß ich auf eine Idee, die mir so bekannt vorkam, dass ich begeistert war. Hans Geißlinger, ein Autor im Carl-Auer-Verlag, hat seit Jahren eine rege Tätigkeit im Konstruieren neuer Wirklichkeiten entwickelt, zu finden auf Story Dealer. Das finde ich wundervoll. Und mich erinnert es an eine meiner frühen Romanentwürfe, in dem ich einen Friedrich Geist eine kleine Agentur betreiben ließ, die mit dem Slogan warb: "Wir entwerfen Ihnen Ihre Weltanschauung!" - Geist, so die Pointe, findet heraus, dass es vor allem die lokalen Gottheiten sind, die bei ihm vorstellig werden. Nur, so fragt sich Geist schließlich, brauchen Gottheiten eine Weltanschauung? Weil mir das Ganze aber entglitten ist, blieb das Romanprojekt ein Projekt, obwohl ich die Idee immer noch sehr charmant finde, und, nebenbei gesagt, aussagekräftiger als viele andere Ideen, die mir zu Romanen eingefallen sind.
Nun, Story Dealing ist eine Idee, die nicht ganz so neu ist. Neben den AgitProp-Gruppen findet man das Ganze im Umfeld vom Unsichtbaren Theater Augusto Boals und den Fluxus-Aktionen von zum Beispiel Joseph Beuys, auch von Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels. Gut ist die Idee auch deshalb, weil Geschichten vielfältige Aspekte des semantischen Gedächtnisses einbinden, mithin alle möglichen Formen, Geschichten darzustellen, sei es durch Texte, Filme oder Inszenierungen. Die freche Art, die Provokation, das ist schließlich immer noch das, was die Wirklichkeit hervor-ruft, pro-voziert. (Und nebenbei bemerkt: ich wundere mich, was Menschen alles so schlucken, ohne wahnsinnig zu werden; ja, ich wundere mich, was ich alles schlucke, ohne wahnsinnig zu werden; gut, letzteres würden manche Menschen anders sehen, aber ein wenig abseits vom Normalen war ich wohl immer schon.)

Und etwas ernster gesagt: Geschichten verändern die Wirklichkeit. Es kommt eben darauf an, solche Geschichten zu erfinden, die die Wirklichkeit zum Positiven verändern.
Um hier noch ein wenig Kunst zu zitieren. Geschichten, die Wirklichkeit werden, erinnern mich an die Fallenbilder Daniel Spoerris. In diesen Fallenbildern ist ein Stück Realität "gefangen". Es sind objets trouvés, gefundene Konstellationen in der Realität, und insofern funktionieren die Fallenbilder wie Zitate, nur gleichsam wie Zitate, die an ihren Fundstellen ein Loch einbrennen, als risse man durch das Zitieren aus sämtlichen Büchern genau diese Stelle, die man zitiert, heraus. Gefangen ist die Realität auch deshalb, weil sie sich nicht mehr verändern kann. In dem Übergang von Realität zur Kunst findet kein medialer, aber ein zeitlicher Wechsel statt. Man kann hier konstatieren, dass die Kunst die Realität metaphysikalisiert, transzendent macht, und das genau in dem Maß, wie die Realität dann doch verschwindet (und im Bild landet).
Beim Herumstöbern im Internet: man kann dann sogar sagen, dass DSDS so etwas wie Fallenbilder darstellt. Ein Stückchen Mensch wird in der Realität gefunden, lässt sich finden, und funktioniert plötzlich in einer Quasi-Zeitlosigkeit, als habe man ihn (und er sich selbst) auf ein Tableau geheftet, in einem Akt der Selbstmusealisierung.

Sehr hübsch ist auch dieses hier: Restaurant Spoerri au Jeu de Paume. Das Jeu de Paume ist eine kleine Kunsthalle in den Tuilerien in Paris. Unter anderem findet man im Sousparterre Seerosen-Bilder Monets, diese leider sehr beengt aufgestellt, dass man keine großzügigen Spielräume zum Sehen hat. 1998 habe ich dort eine Ausstellung zu Arman gesehen, die mich sehr begeisterte. Spoerri hatte nun dort 2001 ein Restaurant "eröffnet". Die Tische wurden nach Ende des Diners fixiert, so dass die Überreste als "Kunst" funktionieren. In dem begleitenden Text findet man folgende Worte: "Es lässt sich in kurzen Worten kaum schildern, welche logistischen Probleme bewältigt werden mussten für dieses Vorhaben." - Kunst ist also die Bewältigung eines logistischen Problems nach dem Essen.

Vielleicht hilft es dem Leser dieses Textes, wenn ich ihm sage, dass Blogeinträge die Bewältigung eines logistischen Problems nach dem (Wein-)Trinken sind?
Nein?
Schade!

03.04.2008

Aktuell: Verrätselung und Fragen

Wieder einmal treiben mich Nebenbeschäftigungen davon und mein Blog liegt brach. Nachdem ich einiges zu Deleuze geschrieben habe, mehr, um mich meiner Kenntnisse zu versichern, als um neue Sichtweisen vorzustellen, folgt jetzt eine sehr viel intensivere Arbeit mit ihm. Vor allem Differenz und Wiederholung arbeite ich gründlich durch.
Zumindest entstehen hier zwei kleine Texte.
Der eine Text befasst sich mit der Verrätselung. Zu der Verrätselung habe ich schon mal geschrieben (HIER). Allerdings habe ich dort noch sehr unter dem ersten Eindruck der 36 Strategeme des Tan Daoji formuliert. Zur Zeit formuliere ich diese Strategeme nach und nach mit der Logik Deleuze' um. Ziel ist folgendes: aus einem Endzustand einer Geschichte durch schriftstellerische Strategien eine Geschichte zu entwerfen. Man kann dies gut als Rückwärtsplotten bezeichnen. Statt aber nur zu verrätseln möchte ich hier auch den Abstand einzelner Szenen zu dem Hauptstrang, dem Kernplot feststellen. Denn eines ist ganz sicher: eine gute Geschichte muss sich nicht durch ein zügiges Durchspielen eines "Falles" auszeichnen. Gerade für eine interessante Hauptperson sind Szenen wichtig, die nicht den Hauptplot bedienen, sondern den Charakter vertiefen.
Der andere Text widmet sich der Frage als Botschaft. Diesen Text habe ich im ersten, theoretischen Teil fast fertig. Zwar gehe ich hier stärker auf Verkaufsgespräche ein, aber viele Beispiele nehme ich aus der Literatur. Im übrigen merke ich gerade bei diesem Text, wie schwer mir noch die Verbindung zwischen Linguistik und Kommunikationspsychologie fällt. Diese beiden Bereiche haben mir schon während meines Studiums arge Probleme bereitet, weil sie sich zwar auf die gleichen Phänomene bezogen haben, aber kein gemeinsames Vokabular anbieten. Zudem fällt mir bei Friedemann Schulz von Thun ein sehr wirres Argumentieren auf. Dessen Kommunikationsquadrat erscheint mir zudem als nicht ökonomisch genug. In meinem Text zu der Frage als Botschaft löse ich drei Seiten des Quadrats in ein Werkzeug auf: die Konnotation. Diese Idee spukt mir schon lange im Kopf herum. Sie erscheint mir sehr plausibel und jetzt - nachdem ich den Gedanken ausformuliert habe - sogar notwendig. Den anderen Gedanken, den ich in dem Text verfolge, ist die Verbindung der passiven Synthese bei Deleuze mit der Konnotation bei Barthes.
Beide Texte entstehen aber im Rahmen einer ganz anderen Zielsetzung: eine Literaturwerkstatt zu entwerfen, die sich nicht auf eine vage kreative Methode stützt, sondern in kleinen Einheiten Aspekte des Schreibens erläutert, handhabbar macht und einübt. Besonders faszinierend finde ich hier den Gedanken, nicht eine Geschichte zu entwerfen, sondern eine Manipulation des Lesers zu planen, will sagen: den Text von vorneherein am Leser auszurichten und den Plot so zu gestalten, dass von einer Kernidee aus die Geschichte rhetorisch verteilt wird.
Gut, das hört sich hier alles noch sehr abstrakt an. Ich hoffe, ich werde das rasch erläutern können. Zumindest habe ich in den letzten zwei Jahren hier mit zahlreichen Modellen gespielt und vielfache Wege ausprobiert. Was sich erst als Sackgasse entpuppt hat, erscheint mir mittlerweile als erfolgsversprechend. Hartnäckigkeit lohnt sich also.