22.04.2009

Papa, lies

mir doch mal was von Goethe vor, aber nicht so etwas Kurzes.
Also habe ich meinem Sohn aus dem Faust I die Szene in der Studierstube vorgelesen.

Noch gelesen haben wir: Heinrich Heine, Caput I aus Deutschland. Ein Wintermärchen; Schiller: Die Bürgschaft; Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor.

Warum klassische Bildung?
Bildung ist kein Selbstzweck. Wer meinen Blog kennt, der weiß, wie hohl ich dieses Leerlaufwissen finde. Andererseits ist die Befriedung mit pragmatischem Wissen auch immer eine Erstarrung in der "Lebenswelt" und Denkweise.
Klassische Bildung ist deshalb sinnvoll, weil sie 1. abweicht: das heißt, sie trägt ihre Funktion in der Differenz (zu unserem Denken), nicht in der Identität als Kulturgut; 2. Vergleiche anbietet: je mehr man einen Vorrat an unterschiedlichem Wissen aufbringen kann, umso mehr Möglichkeiten hat man, diese untereinander zu vernetzen, gegeneinander abzugrenzen, Schnittmengen zu bilden; 3. Mischungen anbietet: Mischungen aus verschiedenen Wissensbereichen, und sei es aus unterschiedlichen historischen Phasen, ermöglichen neue, "kreative" Impulse.
Klassische Bildung ist also durchaus nicht Selbstzweck, sondern hat sehr deutliche Funktionen für das aktuelle Denken. Natürlich gibt es auch Alternativen zu den Klassikern, ethnologische Studien oder der weite Bereich moderner, bedeutungsvoller Romane. Aber Alternativen sind eben nicht dazu gedacht, dass man sagen kann: jetzt kenne ich das eine, dann brauche ich das andere nicht mehr zu kennen. Alternativen sind dazu gedacht, dass man vielleicht aus pragmatischen Gründen nur das eine lesen kann und das andere auf später verschiebt.


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