12.11.2009

Schamanismus heute

Die Omaha-Indianer sehen einen der Hauptunterschiede zwischen den Weißen und sich selbst darin, daß »die Indianer keine Blumen pflücken«, das heißt: aus reinem Vergnügen; in der Tat, »die Pflanzen haben sakrale Verwendungen, die nur den Meistern der Geheimgesellschaften bekannt sind«. Selbst das Seifenkraut (»soapweed«), das jeder für das Dampfbad verwendet, um Zahn- und Ohrenschmerzen oder Rheumatismus zu heilen, pflückte man, als wäre es eine heilige Wurzel:
... In das Loch, das die Wurzel hinterlassen hatte, legte man eine Prise Tabak, zuweilen auch ein Messer oder Geldstücke, und der Sammler sagte ein kurzes Gebet: Ich habe genommen, was du mir gegeben hast, und ich lasse dir dafür dieses. Ich wünsche mir ein langes Leben und dass mir und den Meinen nichts zustößt.
Lévi-Strauss, Claude: Das wilde Denken, S. 57

Heute nachmittag versuchte ich der Kassiererin bei ALDI das Geld für meinen Einkauf in die Hand zu drücken, indem ich sagte, ich befriede den postmodernen Geist des Supermarkts. Daraufhin weissagte mir die holde Dame, dass ich immer verrückter werde.
Tja!


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