12.04.2010

Eins darf ich noch ...

Wieder Goethe/Schiller, Distichen, und übrigens ein Beispiel, wie sich eine Metapher ganz großartig ausnimmt, nicht zu illustrieren, sondern zu denunzieren.
Geschwindschreiber
Was sie gestern gelernt, das wollen sie heute schon lehren
Ach, was haben die Herrn doch für ein kurzes Gedärm!
Hatte ich da übrigens schon von dem Kollegen erzählt, der geradezu schrie, er wolle Entwicklungspsychologie lehren, und als ich ihn fragte, was er denn mache, Piaget etwa?, fragte er mich zurück: Wer ist Piaget?
Ich bin nicht der Freund von Piaget, schätze ihn aber in vielem. Jedenfalls kommt man in der Entwicklungspsychologie nicht an ihm vorbei. Wenn jemand so unversiert ist, dass er Piaget nicht kennt, sollte er mindestens noch drei, vier Jahre die Finger von der Lehre der Entwicklungspsychologie lassen.


Noch ein schöner Fund

wiederum bei Goethe, wiederum in den Distichen, den ich gerade zur Reiseliteratur befrage:
Literarische Zuverlässigkeit
Allegiere der erste nur falsch, da schreiben ihm zwanzig
Immer den Irrtum nach, ohne den Text zu besehn.



Faszinierend, ...

wie einem die Zeit weggefressen wird, mal mit guten, mal mit nicht ganz so guten Ergebnissen.

Ich hoffe, ihr habt alle Ostern gut verbracht.
Meine Zeit habe ich mit vielerlei Dingen verbracht. Vor drei oder vier Jahren hatte ich eine unschöne, aber finanziell lohnende Begegnung in einem Betrieb, genauer habe ich ein Seminar zur Kommunikation abgehalten, das ich mit Luhmann begonnen und mit Spielchen für Verhaltensgestörte beendet habe. So schraubt man seine Ansprüche herunter, wenn man es mit Akademikern zu tun hat.
Jetzt habe ich mir das Buch mit diesen Spielchen wieder einmal angesehen. Es ist übrigens ein schönes Buch, keine Frage. Man ist eben bloß überrascht, in welchen Kreisen man damit punkten kann. - Was mich gerade an diesem Buch interessiert hat, waren die Notizen zum Humor, die mir aus meinem Zettelkasten entgegen gehüpft sind, als ich gerade mit Paul Ricoeurs Temps et récit zu Gange war.

Der Humor, der mich also immer noch fasziniert. In der Tat! Schon vor längerer Zeit wollte ich für Lea Streisand und Matthias Keidtel dazu etwas schreiben, und natürlich auch für mich. - Hier steht aber noch so einiges an Arbeit aus. Helmuth Plessner zum Beispiel, den ich bisher in meinen Arbeiten kaum berücksichtigt habe. Seine Schrift Lachen und Weinen. Eine Untersuchung über die Grenzen des menschlichen Verhaltens dürfte noch einmal viel Aufschluss geben.
Nebenbei habe ich mir ein weiteres Tagebuch von Walter Kempowski geholt. Wieder, wie Sirius, äußerst lesenswert. Dann habe ich noch die ersten drei Bände der Stadtgeschichten von Armistead Maupin gelesen, die mal gut, mal brauchbar sind und auf jeden Fall zu meiner bisherigen Sammlung humorvoller Literatur eine gute Ergänzung darstellen.

Mein Computer wird immer langsamer. Ich bin im Moment sehr unentschieden, ob ich mir nicht einfach einen besseren Computer hole, oder ob ich nicht noch ein wenig warte, bis ich mir gleich einen ganz dicken Brummer unter den Schreibtisch stellen kann.


Kein Lob

Schreiben wollt' er, und leer war der Kopf, da besah er sich Deutschland;
Leer kam der Kopf zurück, aber das Buch war gefüllt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Distichen, hier: Nicolai auf Reisen