27.11.2010

Aldi, du alte Milchnase!

Was muss ich neuerdings in deinen Regalen erblicken? Einen Joghurt aus biologisch hergestellter Milch! Sag an, Aldi, wie sollte das funktionieren? Hast du etwa unsere lila Milka-Kühe genmanipuliert? Sind diese neuerdings schwarz-weiß? Werden wir demnächst unter Schokoladenknappheit leiden? Und was sagt Frau Künast dazu?
Aber man muss ja mit dem Fortschritt gehen. Ich erwarte demnächst von dir, liebes Aldi, Kartoffeln aus bodennahem Anbau.


25.11.2010

Harry Potter und das Modellieren

Weiterhin erscheint mir Modellieren als eine der wichtigsten Fertigkeiten zu sein, die man sich antrainieren kann. Allerdings sehe ich auch hier nur nach und nach durch, wie die verschiedenen Aspekte der Modellierungskompetenz zusammenhängen. Trotzdem: vor allem die Arbeit mit kreativen/wilden Analogien gehört dazu.
Jetzt finde ich in der Morgenpost online ein Interview mit einem kreuzberger Informatiker, der in seiner Firma Teile von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes modelliert hat.

Mathematisches Modellieren, Simulieren und sinnliche Anschauung

Morgenpost Online: Was ist der Kick an Ihrer Arbeit?
Gellinger: Wir sind, neben Regisseur und Kameramann, die einzigen, die definieren, was auf der ganzen Leinwand zu sehen ist. Wir bemalen die Leinwand.
Morgenpost Online: Braucht dieses Berufsbild eher verhinderte Maler oder kreative Programmierer?
Gellinger: Wir brauchen Mitarbeiter mit unglaublichem technischem Wissen – aber es dürfen nicht die sprichwörtlichen Computernerds aus dem Keller sein. Sie müssen ein gutes Auge haben, gern in die Natur gehen, sich anschauen, was der Himmel in der Reflexion im Wasser macht und wie das Sonnenlicht von hinten durch das Laub eines Baumes fällt. Man muss beobachten, recherchieren können – und in der Lage sein, diese Gesetzmäßigkeiten der Natur in mathematische Formeln zu fassen, die sich in eine Software umsetzen lassen. Ein extrem komplexes Berufsbild.
Wir haben hier die ganze Bandbreite an Modellierungskompetenzen innerhalb eines kurzen Abschnitts. Und dies zeigt auch, wie anforderungsreich die moderne Technik geworden ist, die nicht nur verstanden werden muss, sondern auch die Bezüge zwischen Realität und Simulation eng knüpfen muss, damit die special effects wirklich sitzen.

15.11.2010

Erziehungstipp

"Unter zwanzig Jahren werden wir keinen dieser Jünglinge, womöglich keinen unter fünfundzwanzig Jahren, in die wirtschaftliche Realität eintreten lassen. Jeder soll ad libitum die Glücksmöglichkeiten des Besitzes kosten, sie sollen sich ihm mit der Lust der jungen Erotik, mit Freiheit und Trubel unlöslich verknüpfen, er soll in diesen gefährlichen Jahren, wo Querköpfe, und in der Pubertät wird man sehr leicht querköpfig, bereit sind, die Gesellschaft auf Gerechtigkeit und Recht zu prüfen, sie nicht kennen lernen in ihrem wirklichen Bestand. Und wenn er sie mal kennen lernt, soll er sie und ihre Vorteile, für sich und den Besitzenden überhaupt, nicht mehr entbehren können; sie sollen sehen, wie er sie gründlich auf Grund seiner erlernten Philosophie bejahen wird. Ich werde verbieten, dass man Studenten auf den Universitäten duldet, deren Väter sich nicht zu einem largen Taschengeld entschließen wollen und können. Solche Kerle sind in höchstem Maße staatsgefährlich."
Bernfeld, Siegfried: Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung, Frankfurt am Main 1973, S. 100
Dieser ganze Absatz ist natürlich eine Satire.
Bernfelds Text ist allerdings in höchstem Maße komplex, und auch wenn er mir hier sympathisch ist (ich liebe zynische Satiren), so muss sein Werk trotzdem auf Herz und Nieren geprüft werden, Herz und Nieren, das heißt hier auf Argumente und Metaphern.