06.10.2011

Jakob von Uexküll: Emotion und Metapher

Jakob von Uexküll hat mit seinem Buch Theoretische Biologie wohl eines der für mich fruchtbarsten Werke in diesem Jahr geliefert. Tatsächlich habe ich es erst vor ein paar Monaten zur Hand genommen. Peinlicherweise steht es nämlich schon seit Jahren in meinem Bücherschrank. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich es mir gekauft habe, aber ich glaube 2008.
Uexküll bezieht sich sehr strikt auf Immanuel Kant, zumindest strikt in dem Sinne, dass ich (!) bisher keine Abweichungen von den Kernaussagen entdecken konnte. Widerrufe folgen später.
Ein zweiter, sehr faszinierender Aspekt ist der logische Aufbau von Zeichentypen, den Uexküll für lebendige Wesen postuliert. Dieser ist für mich zwar nicht sonderlich neu — ich hatte ja schon mal gesagt, dass Uexküll sowohl in Tausend Plateaus als auch in den Kino-Büchern von Deleuze eine wichtige Rolle spielt —, doch natürlich ist es ein Unterschied, ob man einem teilweise kryptisch verschlüsselten Bezug auf einen Autoren folgt, oder ob man dieses Werk selbst liest. Deleuze jedenfalls fand ich bisher nicht sonderlich klar, was den Einfluss von Uexküll auf sein Werk angeht.

Emotion (noch einmal Plutchik)
Nachdem ich das Werk von Uexküll ein erstes Mal durchkommentiert habe, kehre ich jetzt wieder dahin zurück, allerdings mit einer freieren, assoziativen Lektüre. Hier lasse ich mich von anderen Themen tragen, die zur Zeit für mich wichtig sind. Unter anderem ist dies die Emotionstheorie von Plutchik.
Plutchik postuliert jeweils ein Reizereignis, das einen ganzen Verhaltenskomplex auslöst und bei dem die Gefühle (bei Plutchik subjektive Reaktion genannt) nur einen Teil darstellen. So ist zum Beispiel das Reizereignis zum Gefühl der Freude als "Gewinn eines wertvollen Objekts" beschrieben.
Bedenkt man diese Umschreibung, dann ist sie viel zu kompakt gewählt. Das Attribut "wertvoll" ist zum Beispiel keineswegs ein Reiz und auch hinter dem "Gewinn" steckt keine einfache, physikalische Auswirkung der Umwelt auf unsere Sinnesorgane, sondern die Fähigkeit, ein recht kompliziertes Verhältnis zu denken, also ein Begriff.
Uexküll bietet hier ein gutes Schema an, um diese Reizereignis in einzelne Komponenten aufzuschlüsseln. Und zumindest für die Angst (Reizereignis: Bedrohung) ist Uexküll fast ein Selbstgänger. Gehören doch Räuber-Beute-Verhältnisse zu den wichtigsten Untersuchungsobjekten in der Biologie und damit natürlich auch das Verhalten von Angreifen und Fliehen, bzw. die Gefühle von Angst und Ärger (wobei Ärger natürlich nur lose etwas mit dem Verhalten von Raubtieren zu tun hat; der Hunger als (inneres) Reizereignis taucht bei Plutchik zum Beispiel gar nicht auf, ebenso der Geschlechtstrieb).
All diese Sachen sind jedoch zunächst einmal egal. Mir geht es nur darum, Uexküll und Plutchik gegeneinander oder miteinander auszudifferenzieren. Mein Denken zu erweitern, meine Wahrnehmung zu überprüfen. Und da ist Uexküll eben für mich sehr sehr fruchtbar.

Metaphern
In den letzten Tagen habe ich auch wieder begonnen, in den Metapherntheorie, bzw. in den Aussagen zu Metaphern herumzustöbern. Ich habe mir das Internet noch einmal vorgenommen, aber auch den berühmten Aufsatz von Max Black "Metaphors".
Blacks performativer Ansatz ist aus der Sicht von Uexküll äußerst interessant. Black selbst bezieht sich wohl eher auf die Handlungstheorien von Parsons. Allerdings kann ich dazu noch gar nichts sagen, da ich erst in den letzten Tagen über dieses Thema nachgedacht habe und ich hier noch einige Zeit lang sammeln muss. Übrigens ist die Metonymie ähnlich interessant, wenn man sie von den Begriffen von von Uexküll her aufdröselt.


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