21.02.2012

Hypotypose

Es gibt doch immer wieder Menschen, die meinen Blog über das Stichwort ›Hypotypose‹ finden. Ich hatte mich an anderen Stellen bereits dazu geäußert (zum Beispiel in meinem Beitrag Plotten: Thesen & Prämissen).
Tatsächlich stoße ich jetzt nochmal auf diesen Begriff, unter etwas anderen Bedingungen, und zwar bei Chaim Perelman Logik und Argumentation auf Seite 104:
Die Kunst der Vergegenwärtigung stammt aus der Rhetorik als literarischer Technik des Gedankenausdrucks. So wird auch die rhetorische Figur der ›Hypotyposis‹ in der Rhetorica ad Herennium (IV, 68) als Figur definiert, die die Dinge in der Weise darstellt, dass eine Tat sich vor den Augen zu entwickeln, eine Sache vor den Augen abzuspielen scheint.
Dies darf man auch vor dem Hintergrund lesen, dass das Prinzip »Show, don't tell!« immer als ein modernes Prinzip, als ein Prinzip des ›praktischen‹, des ›journalistischen‹ Zeitalters gefeiert wird. Ich hatte mich nie wirklich mit der antiken Rhetorik beschäftigt, während ich studiert habe und bedauere das heute zutiefst. Viele Aspekte der modernen Rhetorik werden deutlicher, wenn man die Fundamente kennt, auf denen diese, teils zustimmend, teils widersprechend, aufbaut. Und gerade der Begriff der Hypotypose macht deutlich, dass es hier relativ wenig Neuerungen gibt. Man muss aber immer wieder daran erinnern, dass solche Prinzipien günstig sind; man muss sie nochmals verkaufen und wenn das Argument hier modisch sein muss, weil sich Mode gut verkauft, dann ist das vielleicht einfach so.
Manchmal kommt es eben nicht darauf an, wie man etwas verkauft (zum Beispiel als das allerneueste, obwohl es ein alter Hut ist), sondern dass man etwas verkauft (weil es sinnvoll ist, zum Beispiel aufklärerisch).

Nachtrag:
Allerdings hatte ich (früher) die Hypotypose als rhetorische Figur bezeichnet. Tatsächlich ist sie aber eher eine umfassendere rhetorische Strategie, die also nicht nur die Wahl der Worte betrifft, sondern auch (später) die Theatralisierung während des Vortrags, also die pronuntiatio und actio betrifft. »Hier fall' ich nieder, hier stoß' ich mir den Kopf, …« und dabei kann ich mit Gesten und mit offensichtlicher Empörung in der Stimme den Fall meines Falls schildern. Ich spiele also nach, wenn auch nur angedeutet, ich dramatisiere den Inhalt und zwar den schon erzählenden, narrativen Inhalt.

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