29.04.2012

Gemeinheit

Wenn ich mal etwas kaputtmache, wird keine pompöse Musik gespielt.
Anders gesagt: muss man sich The Avengers ansehen? - Er soll ja lustig sein. Aber Mario Barth soll auch lustig sein.

22.04.2012

John Dewey: Logik

Habe ich schon erwähnt, dass ich gerade die Logik von John Dewey liebe und lese?
Derzeit begeistert mich das Kapitel XII: "Das Urteil als räumlich-zeitliche Bestimmung: Erzählung und Beschreibung" sehr. Es trifft sich sehr gut mit dem, was ich narrative Argumentation nenne.

Nachteil der ganzen Geschichte ist, dass ich mitten in einem Wust aus neuen Gedanken stecke und nicht so richtig zum Schreiben, nur zum Kommentieren komme.
Anja habe ich schon lange eine Fortsetzung meines Isotopie-Aufsatzes versprochen. Sie schreibt experimentelle Lyrik (teilweise richtig gute), wozu man den Begriffsapparat deutlich über diesen Aufsatz hinaustreiben muss, um diese sachgerecht zu analysieren. Aber das habe ich bisher eben noch nicht in eine darstellbare Praxis gießen können.
Hier habe ich allerdings auch ein anderes Problem: ich bin mit meinen Arbeiten bislang stark im Bereich der Gebrauchstexte und der konventionellen Literatur geblieben. Mir fehlt die Erfahrung mit unterschiedlichen, "avantgardistischen" Literaturen und deren Analyse.

16.04.2012

Lexem und Klassem

Thomas fragt, wie sich Lexem und Klassem (siehe Zeichen und Bedeutung) besser voneinander unterscheiden lassen. Sein Problem: das Wort Freiheit.

Neulich hatte ich zu einem anderen Wort eine Notiz verfasst, die dieses Problem gut schildert.
Bei Lexemen wie "Frau" haben wir sofort das Problem, dass das Wörterbuch kaum eine sowohl umfassende als auch relevante Definition liefern kann; vor allem entsteht hier ein Problem: "Frau bezeichnet heute einen weiblichen, erwachsenen Menschen." (Wikipedia), was auf eine biologische Unterscheidung hinweist, also auf eine Denotation, während im alltäglichen Umgang die Frau als Klassem auftaucht, also in Form von Konnotationen, die den denotativen Wortsinn komplett überwuchern können. (Hierbei handelt es sich um eine Anmerkung zu dem Buch Einführung in die Literaturwissenschaft von Jochen Schulte-Sasse und Renate Werner.)
Auch das macht eine Unsicherheit bei der Interpretation von Texten aus. Abgesehen davon, dass gerade lyrische Texte sich nicht auf konventionelle Bedeutungen stützen (müssen), passiert dies auch nicht in der Kultur, vor allem nicht mit emotional gefärbten Wörtern. Ich habe hier noch nicht eine ausführlichere Erläuterung der Konnotation vorgestellt. Jedoch gehört, nach Umberto Eco, die emotionale Färbung zu den Konnotationstypen dazu.
Roland Barthes spricht in solchen Fällen zum Beispiel von einer Japanizität, also von einer konnotativen Bedeutung, die das echte Japan, so wie es denotativ sein könnte, überwuchert (vergleiche Das Reich der Zeichen).

Und um dir direkt zu antworten, Thomas: dies ist genau das Problem der Interpretation, zum Beispiel abzuschätzen, wie denotativ oder wie konnotativ ein Wort benutzt wird, ob ein Wort also mehr seine Bedeutung aus einem Wörterbuch "empfängt" oder aus dem Kontext seines Gebrauches.
Dieser Kontext des Wortgebrauches (das Wort als Klassem) wird von Wittgenstein in seinem Spätwerk unter dem Begriff des Sprachspiels stark problematisiert. Ich bin hier leider noch nicht zu einer umfassenden Lektüre gekommen, die Wittgenstein und die strukturale Semantik in einen Bezug setzt. Steht aber irgendwie auf meiner Liste.

13.04.2012

Chick-Lit

Was man nicht alles im Leben so lernt. Eine etwas launische Rezension zu dem Buch von Natascha Sürie, Traumverhältnisse, hat mir den sehr netten Kontakt zu der Autorin beschert. Tatsächlich war sie von der Rezension sogar begeistert, obwohl ich ja nur geschrieben habe, dass sie gut schreiben könne und mich das Buch nun nicht interessiert habe, rein inhaltlich. Aber ich habe ja nicht nur launig geschrieben, sondern auch nett. Insofern habe ich wohl der Autorin einen Grund gegeben, mich zu mögen.
Auf die Frage, was denn Chick-Lit sei, klärte mich die Autorin auf: Hühnerliteratur. Ein Huhn ist natürlich ein gackernder und etwas dummer weiblicher Mensch. Geeignet als Protagonistin für launig-komische Literatur. Was man nicht alles im Leben so lernt.

Seltsamer Einschub im Blog

Schaut man sich meinen letzten Blogeintrag an, dann findet sich dort eine Art textlicher Überlagerung, die einen Teil meiner Argumentation unlesbar macht. Offensichtlich ist dies ein Link auf Focus online, der hier quer drüberliegt. 
Natürlich sollte das nicht passieren.
Hat jemand einen Tipp, wie ich den entfernen kann?

Den Koran lesen und sterben

Und noch so ein Klops.
Die Salafisten verteilen in Deutschland kostenlos den Koran. Warum regt man sich darüber so auf? Ich besitze den Koran seit Jahren (Reclam-Ausgabe). Im Internet ist er leicht zugänglich.
Sind wir jetzt mal wieder von radikalen Islamisten bedroht oder einfach nur von meinungsmachenden Idioten?

Kritisch oder islamophob?
"„Es ist für uns absolut nicht hinnehmbar, dass in Deutschland Journalisten bedroht werden und damit die Pressefreiheit eingeschränkt wird“", so zitiert Focus online Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche (hier).
Richtig! Es ist aber auch nicht hinnehmbar, dass Journalisten "kritisch"über solche Verteilaktionen berichten und dabei islamophobe Tendenzen schüren.
Ist das aber so?
Besagte Artikel im Tagesspiegel wie zum Beispiel Missionierungsaktion von Salafisten erschreckt deutsche Politiker sind zwar kritisch, aber eben kritisch in einem älteren Sinne, nämlich: was ist davon zu halten?, also den Wert abschätzend. Andrea Dernbach, die diesen Artikel geschrieben hat, verhält sich hier neutral, bzw. fügt über den Vergleich mit zum Beispiel katholischen Positionen immer eine nicht-islamophobe Komponente ein. Sie schreibt damit eigentlich, dass wir uns nicht als wesentlich besser empfinden sollten. Sie hätte auch auf den Missionierungswahn von Nationalsozialisten und DDR-Regime hinweisen können.

Der Koran der Salafisten
Hintergrund dieses Erschreckens ist die Herkunft der Koranbücher. Die Salafisten gelten dem Verfassungsschutz als radikal. Und es gebe enge Verbindungen zwischen islamistischen Terrornetzwerken und den Salafisten.
Doch ist die Verteilung des Korans deshalb gefährlich? Ich denke nicht. Abgesehen davon, dass ich jedem Menschen einen Koran zu Hause wünsche (aber ebenso: eine Bibel, ebenso: einige Werke von Kant), ist ein guter Leser immer auch einer, der kritisch und vielfältig liest (Lesen, was dasteht; Sinnentnehmendes Lesen).
Wer das kann, wer sich nicht einen "Seelsorgers anstelle eines Gewissens" (Kant) leistet, wer sich nicht ein "Buch anstelle eines Verstandes" (Kant) setzt, der kann über die ganze Aufregung um den Koran nur lachen.
Kritischer ist deshalb zu sehen, dass über das persönliche Verteilen von Koran-Büchern Kontakte geknüpft werden. Auch wenn daraus nur wenige Konversionen entstehen, sind dies eben potentielle radikale Elemente.

Legalisierung von Haschisch
Es gab vor einigen Jahren eine ähnliche Diskussion um die Legalisierung von Haschisch. Haschisch, das heute gerne absolut verteufelt wird, gilt der WHO als nicht körperlich süchtig machend. Dies wird weitestgehend missachtet. Verteufelt wird Haschisch auch als Einstiegsdroge in härtere Substanzen.
Sebastian Scherer, ehemaliger Leiter des kriminologischen Instituts in Hamburg, hat aber zurecht darauf hingewiesen, dass durch das Verbot von Haschisch dieses eben nur von Dealern angeboten werde. Diese unterlägen, weil sie außerhalb des Gesetzes stehen, keinen Kontrollen und würden sowieso auch härteren Stoff mitverkaufen.
Haschisch sei also keine Einstiegsdroge, sondern der Kontakt zu den Dealern erweiterte die Möglichkeit, an harten Stoff ranzukommen oder herangeführt zu werden.
Ob eine Legalisierung von Haschisch hier Abhilfe schaffen würde, steht auf einem ganz anderen Blatt. Das soll uns hier auch nicht interessieren. Mir ist vielmehr wichtig, die Parallele zwischen Haschisch : Dealer und Koran : Verteiler aufzuweisen.

Den Koran lesen (aber nicht sterben)
Es spricht also nichts dagegen, den Koran zu lesen. Im Gegenteil! Je mehr Stimmen sich vernünftig (und das heißt analytisch interpretierend) zum Koran äußern, umso eher gibt es in der Bevölkerung ein Bewusstsein für das, was der Koran ist und auch noch sein kann.
Nicht die Zensur eines Buches, sondern die kritische Auseinandersetzung führt zu einer kritischen Distanz und hemmt den Dogmatismus radikaler Elemente ebenso wie die religiöse Verführbarkeit.

Deshalb zum Schluss mein Aufruf:
Holt euch einen Koran (vor allem, wenn er kostenlos ist), lest ihn (und möglichst auch die Bibel); lest auch Kants "Metaphysik der Sitten" (oder eine moderne Staatslehre, wie zum Beispiel Poppers "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" oder Deweys "Demokratie und Erziehung"). 
Schiebt nicht den Koran mit radikalen Islamisten zu einem Klumbatsch und Quark zusammen, sondern trennt und unterscheidet (analysiert!).

Grass und sein Gedicht

Eigentlich wollte ich mich garnicht zu diesem Gedicht äußern. Bei den vielen Stimmen, bei den vielen seltsamen Stimmen, fühle ich mich aber gedrängt, doch ein paar Takte dazu zu sagen.

Das Gedicht
Zunächst: ich halte Grass' Gedicht für literarisch wertlos. Es erinnert mich an manche pubertären Gedichte junger Menschen, die mit Pathos und eben (vermeintlicher) Lyrik behaupten, eine wahre, wenn auch subjektive Meinung in die Welt hinausposaunen zu dürfen.

Was Grass sagt I: Vertrauen und Beweise
Aber ist Grass deshalb Antisemit? Weil er ein schlechtes Gedicht schreibt?
Denn was sagt Grass denn politisch? Zum ersten beschwert er sich darüber, dass Israels atomares Potential nicht der gleichen Kontrolle zugänglich ist, wie der "Westen" dies vom Iran verlangt. Es geht bei dieser Kontrolle nicht darum, Israel für ein kriegstreibendes Land zu halten, sondern vor allem um eine vertrauensbildende Maßnahme. Der könnte sich der Staat Israel ohne weiteres stellen.
Zweitens sagt Grass, dass eine Vermutung über den Besitz einer Atombombe (im Iran) nicht ausreicht, von einem Erstschlag zu reden. Hier müssen eben Beweise her. Niemand sperrt in einer Demokratie Menschen ein, nur weil sie in der Lage sind, andere Menschen zu töten.

Was Grass sagt II: Antisemitismus?
Grass baut selbst einige Vorsichtsmaßnahmen in sein Gedicht ein. Er spricht von "ureigenen Verbrechen, die ohne Vergleich sind" und spielt damit auf den Holocaust an. Damit leugnet er nicht die Judenvernichtung im 3. Reich. Doch das differenzierende Argument kommt auch sofort: "Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird, wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert". Grass argumentiert also, dass die "Wiedergutmachung" eigentlich keine Wiedergutmachung sei, sondern eine Vokabel, unter der das Merkmal "geschäftsmäßig" verdeckt werden soll. Es wird eben nur deklariert, entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Später nutzt Grass das Wort "Heuchelei".

Schweigen und Demokratie
Grass selbst möchte von dem Schweigen befreien. Er sagt nicht: Israel ist der Aggressor und der Iran sei ein harmloses Mauerblümchen. Er sagt: "dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle des israelischen atomaren Potentials und der iranischen Atomanlagen durch eine internationale Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen wird".
Damit fordert er, als Pflicht gegenüber der internationalen Gemeinschaft, die Gleichbehandlung zweier Staaten, unabhängig von deren individuellen Ausgangslagen. Auch das ist Demokratie. Wer Nuklearsprengköpfe besitzt, muss sich der internationalen Kontrolle stellen, auch wenn es ein demokratisches Land ist. Und sei es nur, um Vertrauen zu schaffen.

Ausfall gegen Israel?
Kann man Grass also den Vorwurf eines Ausfalls gegen Israel machen?
Nicht im mindesten. Ich sehe in diesem Gedicht auch weniger eine Kritik an Israel, als in der Zwiespältigkeit und Ungleichbehandlung Israels durch den Westen. Wer Demokratie fordert, dem darf man Demokratie zumuten. Und Demokratie ist eben auch, sich den gleichen Bedingungen zu unterwerfen, die Recht und Schicklichkeit (internationale Verträge sind ja oft eher Zeichen eines guten Willens) fordern.

Räsonniert
Grass schreibt also: "Räsonniert!" (vgl. Kants Aufsatz über die Aufklärung). Das Gehorchen lässt er weg.
Grass vereinfacht. Ohne Frage. Das macht ihn angreifbar. Die Frage ist, ob dies in so schrillen Tönen geschehen muss, wie das derzeit der Journalismus macht. Kaum ein Artikel wendet sich der Analyse zu und fragt: wie sieht es denn nun tatsächlich in Israel aus? Grass wird nicht durch Argumente der Boden entzogen, sondern er wird durch Angriffe und Antisemitismus-Vorwürfe (die das Gedicht garnicht hergibt) denunziert.

Reich-Ranicki
Reich-Ranicki wird zitiert (und paraphrasiert): "Das Gedicht sei ein geplanter Schlag nicht nur gegen Israel, sondern gegen alle Juden. Reich-Ranicki betonte jedoch, Grass sei kein Antisemit, aber er spiele gezielt auf antisemitische Neigungen in Teilen der Bevölkerung an. Darum mache ihm das Gedicht auch Angst." (Focus online)
Dies ist aus einfachen Gründen aber falsch: (1) Grass greift nicht die Juden an, wohl aber (vermeintliche oder tatsächliche) Heucheleien; (2) Reich-Ranicki hat natürlich recht, wenn er befürchtet, dass dieses Gedicht antisemitischen Unterströmungen in die Hände spielt (wobei Unterströmung schon zu verharmlosend ist): nur deshalb garnicht mehr kritisieren zu dürfen, kann es auch nicht sein. Dann muss eben zwischen den antisemitischen und den kritischen Reaktionen unterschieden werden. Wer einer Kritik an einem Volk oder Staat mit nur schlecht begründeten Vorwürfen beikommen will, macht sich eines Meta-Rassismus schuldig. Das Gegenteil einer unbegründeten Kritik (wie im Rassismus) ist eben nicht die Nicht-Kritik sondern die begründete Kritik.

Hochhuth
Hochhuths Kritik ist wiederum sehr zwiespältig. Dieser schreibt: "Du bist geblieben, was Du freiwillig geworden bist: der SS-Mann, der das 60 Jahre verschwiegen hat, aber den Bundeskanzler Kohl anpöbelte, weil der Hand in Hand mit einem amerikanischen Präsidenten einen Soldatenfriedhof besuchte, auf dem auch 40 SS-Gefallene liegen."
Man wird mit 17 nicht "freiwillig" Mitglied der Waffen-SS. So krude ich das jahrzehntelange Schweigen von Grass und die Umstände des Geständnisses fand und finde, krude nicht nur im moralischen Sinne, sondern auch im poetischen Sinne: wer sich solch einer Erfahrung bewusst ist, hätte damit offener und selbstkritischer umgehen können, umgehen müssen. Auch das wäre ein Dienst am Volk gewesen, den ein kritischer Dichter zu leisten hat. Und zwar nicht erst 2006. So krude ich also Grass' eigene Position empfinde, so haltlos ist Hochhuths Argument, Grass sei freiwillig SS-Mann geworden. Freiwilligkeit bedeutet, dass man sich der Reichweite seiner Taten bewusst ist. Doch das ist bei einem Jugendlichen deutlich fraglich. Grass ist hier nie offensiv geworden, hat sich nie deutlicher über seine damaligen Motive geäußert. Damit hat er einen deutlichen Bruch vermieden. Er hat keine Distanz aufgebaut. Doch eine Kontinuität mit den SS-Gedanken kann man Grass nun auch nicht vorwerfen.

Aufklärung
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Kritik an Israel-Gedicht: Reich-Ranicki findet Grass-Gedicht „ekelhaft“ - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kritik-an-israel-gedicht--reich-ranicki-findet-grass-gedicht-ekelhaft_aid_734283.html
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Kritik an Israel-Gedicht: Reich-Ranicki findet Grass-Gedicht „ekelhaft“ - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/kritik-an-israel-gedicht--reich-ranicki-findet-grass-gedicht-ekelhaft_aid_734283.html
Nun, ein Gutes hat die ganze Chause vielleicht doch: Kant schrieb über die französische Revolution, dass diese zwar nicht vernünftig sei, aber dass die leidenschaftliche Teilnahme des europäischen Publikums an den Debatten um dieses Ereignis aufklärerisch seien (im Streit der Fakultäten). Bedingung ist allerdings für Aufklärung, dass nicht einseitig moralisch abgewertet und nicht einseitig kritisiert wird. Israel muss kritisiert werden, einfach, weil dies zur Aufklärung mit dazu gehört.
Und natürlich darf Kritik abgewiesen werden. Aber sie darf nicht mit Moral und Besserwisserei, sondern muss mit Analysen und Tatsachen abgewiesen werden. Auch das ist Aufklärung. Und die wünsche ich mir.

08.04.2012

Wittenberg

Gestern habe ich mich mit Anja in Wittenberg getroffen. Wittenberg ist ziemlich klein. Wir haben uns selbstverständlich das Luther-Haus angesehen, auch die Kirche, an der Luther seine 95 Thesen angeschlagen hat; zwischendurch sind wir zur Hundertwasser-Schule gewandert, die etwa einen Kilometer nördlich der historischen Altstadt liegt.
Das Wetter war seltsam. Am Morgen hat es gegraupelt, zwischendurch war es sonnig, aber sehr windig und kalt, und nachmittags hat es eine halbe Stunde lang dicke Flocken geschneit. Wir saßen gerade in einem Restaurant (indisch und sehr lecker).
Besonders begeistert haben mich die Illustrationen. Für mein ›Metaphorik‹-Buch habe ich im Internet alte Embleme gesucht und eigentlich keine gefunden. Im Luther-Haus gab es sie massenhaft. Was mich vor allem auch begeistert hat, ist die Form der politischen Meinungsbildung, die zum Beispiel nach der Verbrennung der katholischen Kirchengesetze durch Luther (1520) ganz Deutschland bewegt hat und die häufig in Form von Flugschriften mit emblematischer Form und satirischem Inhalt geschehen ist.

Metaphorik

Mittlerweile habe ich mein Buch »Metaphorik. Strategien der Verbildlichung« veröffentlicht. Insgesamt bin ich ganz zufrieden (ein bei mir seltener Zustand). Die ersten Rückmeldungen sind gut: es sei einfach und mit vielen Beispielen beschrieben, daher gut nachvollziehbar. Was mich natürlich freut!

So langsam gewinnen die Kunden auch Vertrauen, dass ich auf ihre E-Mails antworte. Gestern allerdings erreichte mich eine E-Mail, bei der ich zurückschreiben musste: ›nicht im nächsten Jahr!‹ — Was hatte die Leserin gefragt: ›Können Sie nicht auch noch die Metapherntheorie von Derrida darstellen?‹; würde ich gerne, aber dazu müsste ich ehrlicherweise noch einmal die wichtigen Bücher von Derrida lesen, besser: durchkommentieren. Und das braucht Zeit!