09.05.2012

Geisteswissenschaftliche Analysen sind nicht erwünscht

Zu meinem Artikel Antithese und Spannungsaufbau hat sich fast sofort nach der Veröffentlichung ein Anonymos gemeldet, und diesen Artikel pauschal als das "blödsinnigste, was ich [also Anonymos] jemals glesen" habe. Solche Kommentare bekomme ich in schöner Regelmäßigkeit. Meist lösche ich sie, weil sie nichts zum Thema beitragen. Eine ähnliche Diskussion hatte ich im März mit einem Menschen über das Lesen (Lesen, was dasteht). Oder, von 2006, In Stuttgart wäre das nicht passiert! (auch: Was ist Kritik?)
Feynsinn hat dazu gestern einen hübschen Artikel zu diesem Thema geschrieben: Wissenschaften? War da was?
Besonders schön:
Komplexere Inhalte werden regelmäßig zu Häppchen verarbeitet, die nichts mehr zu tun haben mit den verschachtelten Aussagen, die eigentlich vonnöten wären, um Wirklichkeit abzubilden. Obendrein werden sie noch mit semantischen Triggern vermengt (“Wachstum”, “Islamisten”, “Kommunismus”), deren Effekt jede Vermittlung von Inhalten zunichte macht. 
Und, da ich mich gerade wieder intensiver mit Luhmanns Wirtschaft der Gesellschaft beschäftigt habe, folgender Abschnitt:
Worauf ich aber vielmehr hinaus will: Wo bleibt eine Wirtschaftswissenschaft? Warum gibt es keine? Wo sind die kreativen Modelle alternativen Wirtschaftens? Wo der Streit um die stimmigen Ideen für ein nachhaltiges Wirtschaften, frei von den Dogmen des Kapitals?

2 Kommentare :

jaellekatz hat gesagt…

Du sollst nicht denken - und schon gar nicht darüber, was für einen hanebüchenen Unfug du kaufst, um die Wirtschaft anzukurbeln, Hauptsache, du kaufst, kaufst, kaufst, erweiterst deinen Keller, mietest eine Scheune, nur um den ganzen Krempel irgendwo unterzubringen, weil allein der Akt des Kaufens den Rausch bringt. Besitz ist nichts mehr.

Frederik Weitz hat gesagt…

So ist es leider, lieber Jaelle. Ich beobachte zur Zeit eine junge Studentin, die deutliche Mühe hat, sich in die Germanistik einzuarbeiten. Und wenn ich die Vorlesungsübersicht ansehe, verstehe ich das auch. Hier werden die Germanisten angehalten, die Kultur nach bestimmten Kriterien zu konsumieren, aber nicht, kritisch zu produzieren.
Sehr schade! Und sehr verunsichernd für die Studentin.