28.08.2012

Krimis und die Logik

In den letzten Tagen  habe ich vor allem mein Spracherkennungsprogramm trainiert. Vor allem habe ich meinen Zettelkasten nach unbekannten Wörtern durchsuchen lassen. Damit bin ich fast fertig.

Ich komme mittlerweile ziemlich in Verlegenheit, weil mein Aufsatz Krimis plotten und schreiben doch recht beliebt ist, für mich aber kaum mehr als ein Rohentwurf. Insbesondere meine intensive Auseinandersetzung mit Dewey und hier vor allem dem Kapitel über das Erzählen haben mich sehr angeregt und mir viele neue Aspekte deutlich werden lassen.
Insbesondere das Verhältnis zwischen Urteilen und Schlussfolgerungen in Krimis  müsste wesentlich präziser dargestellt werden. Die Urteile habe ich in meinem Aufsatz immer mit dem Buchstaben (a) markiert, die Schlussfolgerung mit (c). Besonders wichtig ist hier das interpretierende Mittelglied (mit (b) bezeichnet), und zwar nicht nur im Verhältnis innerhalb des Schlusses (also im Gang von (a) nach (c)). Besonders wichtig ist auch das Verhältnis der interpretierenden Mittelglieder unter einander. Dies hatte ich an den beiden Mittelglieder zu Beginn von Donna Leons Venezianische Scharade untersucht, aber nicht besonders deutlich gemacht:
(b1) Nur Frauen tragen Frauenkleider.
(b2) Männer, die Frauenkleider tragen, sind Travestiten.
Im Prinzip sind diese beiden Sätze nur „Meinungen“, die regelmäßig hervorquellen, wenn der Kommissar neue Tatsachen interpretiert. Neue Tatsachen, wie zum Beispiel die Entdeckung, dass die Leiche ein Mann in Frauenkleidern ist, komplizieren den Fall und das Spiel der Schlussfolgerungen.
Für die Konstruktion eines Krimis und den Gang der Geschichte sind diese interpretierenden Meinungen ebenso wichtig, wie die neu entdeckten Tatsachen.
Tatsachen, das ist klar, werden zum Beispiel durch die Untersuchung eines Tatortes gefunden. Ich bezeichne sie manchmal auch als Wahrnehmungsurteile oder als schlichte Aussagen über die Welt (die Rose ist rot, die Sonne scheint, Harald besitzt einen grünen Audi, gestern habe ich Würstchen gegrillt).
Das interpretierende Mittelglied dagegen bezieht sich auf Gewohnheiten und Verlässlichkeiten. Und diese können gerne auch mal umgestoßen werden. Die Frauenleiche entpuppt sich als Männerleiche, der tote Travestit als fingierter Travestit, um von dem eigentlichen Verbrechen abzulenken.
Nun erscheint mir diese Abfolge von Meinungen, aber auch die Verschiebung dieser Meinungen durch die Tatsachen als wesentlich, wenn man Krimis konstruieren möchte. Und genau das müsste ich besser ausarbeiten, zum Beispiel auch in Bezug auf die Eristik von Schopenhauer, auf die 36 Kriegsstrategeme oder auf die Gesetze der Nachahmung (diesem unglaublichen Buch von Gabriel Tarde).

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