24.10.2012

Und wozu liest man schlechte Bücher?

Warum ich mir solche schlechten Bücher antun würde? Gemeint ist ›Eisberg‹ von Cussler.

Nun, hier ist die Antwort ganz einfach: man lernt von Fehlern anderer Menschen/Autoren.
Anders gesagt: ich habe Mozart erst richtig verstanden, nachdem ich Salieri gehört habe. Es gibt eben Komponisten, die machen selbst mit dem Orchester und einer klassischen Kompositionsweise nur unappetitliche Geräusche.
Und so finde ich die Auseinandersetzung mit Cussler durchaus sehr wichtig. Ich denke nämlich ständig darüber nach, was ich anders machen würde. Meine Ambitionen, einen Thriller zu schreiben, sind zwar praktisch null; aber meine Fähigkeiten, die Schwachstellen eines Thrillers zu beurteilen, brauche ich als Textcoach ja auch. Nicht häufig, denn ich habe selten Thriller-Autoren als Kunden (ungefähr einen pro Jahr).
Abgesehen davon ist die Analyse von Argumentationen in Geschichten komplexer als die wissenschaftliche Argumentation. Wer also mit der narrativen Argumentation gut umgehen kann, braucht sich vor der Wissenschaft nicht zu fürchten.

Siehe auch:

2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Meiner Meinung nach gibt es keinen schlechten Bücher und auch keine schlechten Filme/Kunst usw. Es sind eher die Menschen, die diese nicht verstehen. Deshalb finde ich es auch unmöglich, dass immer nur ein Boom auf Autoren herrscht, deren Bücher die neuen Bestseller sind. Ich kaufe deshalb am liebsten Bücher direkt bei Verlagen, z.B. http://www.frieling.de
denn dann kann ich sicher sein, dass ich nur von meinem eigenen Geschmack geleitet und immer wieder positiv überrascht werde.

Frederik Weitz hat gesagt…

Lieber anonym!
Ein Ja und ein Nein. Ein Nein deshalb, weil einem Bücher nicht gefallen können. Das ist schlecht und deshalb sind es schlechte Bücher. Das Urteil bezieht sich dann aber nicht auf Begründungen, sondern auf einen Geschmack. Geschmacksurteile sind subjektiv, aber notwendig. Es ist mein Geschmacksurteilen und ich darf nicht erwarten, dass andere Menschen dem folgen.
Ja, weil mit dem richtigen Leseziel jeder Text fruchtbar gelesen werden kann. Oder jeder Kinofilm fruchtbar angeschaut werden kann.
Und was die Bestseller antrifft: das ist sowieso häufig nicht meine Literatur. Harry Potter habe ich nur deshalb gelesen, weil mein Sohn ihn vorgelesen bekommen wollte und ich liebe ihn heute (Potter) nur deshalb, weil ich meinen Sohn liebe. Also aus einer Erfahrung heraus und nicht aus einer objektiven Erkenntnis. Gleichwohl muss man sagen, dass Rowling die narrativen Techniken erstmal sehr sehr gut beherrscht und deshalb vorbildlich ist.
Übrigens ist auch Frieling nicht meine Literatur. Sein letztes Buch über die unbewussten Kräfte bei Schriftstellern ist zwar gut geschrieben und inhaltlich richtig, konnte mir persönlich aber gar nichts beibringen. Das ist allerdings nicht der Fehler von Herrn Frieling. Das liegt einfach daran, dass ich mich bereits lange vorher viel mit solchen psychoanalytischen Theorien der Kreativität auseinandergesetzt habe. Das ist nun ein Schicksal, mit dem Herr Frieling leben muss; und ich denke, er kann damit gut leben.