18.12.2014

Zeichnen üben

Ich komme zu wenig oder gar nichts. Hatte ich noch vorletzte Woche Zeit genug, um intensiver in meinem Gramsci herumzustöbern, liegen dessen Bücher jetzt relativ ungenutzt neben meinem Schreibtisch. Hauptsächlich bin ich gerade mit den Terminen für die Zeugnisse zugange. Hier möchte ich nichts falsch machen und trage mir jeden wichtigen Termin in drei verschiedene Kalender ein.

Auf Zetteln zeichnen

Ich hatte in meinem letzten Beitrag vorgeschlagen, Zettel vom Notizblock für Zeichenübungen zu nutzen. Das halte ich auch zur Zeit ganz gut durch. Für Übungen sind Wiederholungen wichtig. Dazu lege ich mir die bereits angefertigten Skizzen und Übungen vor mich, leere Notizzettel daneben, und dann fertige ich den Zettel einfach noch mal an.
Auf dreien dieser Zettel habe ich zum Beispiel die Grundformen skizziert, die Martin Haussmann als Grundvokabular für seine visuellen Notizen nimmt. Diese drei Zettel habe ich mittlerweile mehrmals wiederholt, wobei ich einzelne grundlegende Figuren, wie zum Beispiel die gepunktete Linie oder die Gedankenblase noch einmal auf Extra-Zetteln geübt habe. Diese beiden Formen gelingen mir nur sehr mäßig, während ich mittlerweile Glühbirnen, Wecker und Totenköpfe recht zuverlässig und einander sehr ähnlich zeichne.
Trotzdem werde ich meinen wachsenden Zettelhaufen als Übungsform beibehalten. Es geht eben nicht darum, etwas ganz präzise abzuzeichnen, sondern bei der raschen Skizze ein Selbstverständnis zu erreichen.

Abzeichnen

Ich zeichne relativ viel ab. Zum einen sind das die von Haussmann vorgeschlagenen visuellen Grundformen, Quader, Dreiecke und Kreise in verschiedenen Größen, typische Symbole wie das Pluszeichen oder Buchstaben; dazu entwerfe ich aber auch immer wieder Kombinationen, etwa Sprechblasen, auf deren Rand verschiedene Symbole sitzen, so dass ich später solche Kombinationen, wenn sie angebracht erscheinen, leichter verwenden kann. Dann gibt es einige Kritzeleien, die ich ganz sinnvoll fand, und die ich mittlerweile auch zum dritten Mal „abzeichnen“, wobei ich mir hier einige Freiheiten lassen, also keine exakte Kopie anfertige. Ich nutze Ikone aus dem Internet, sowohl Smileys als auch sehr typisierte Gegenstände. Schließlich kopiere ich Logos von Firmen, zum Teil aber auch besondere Buchstaben.

Von der Mindmap zum Infogramm

Dazu bin ich bisher nur in einem einzigen Fall gekommen. Aus meiner aktuellen Lektüre habe ich eine Mindmap erstellt und diese dann in zwei Schritten zu einem Infogramm umgestaltet. Dazu eignen sich solche kleinen Zettel hervorragend, weil sie zugleich eine scharfe Auswahl dessen erfordern, was man visualisieren möchte. Und selbst, wenn man einen komplexen Sachverhalt nacheinander auf mehreren Zetteln skizziert, muss man hier immer sehr reduziert vorgehen.
Die Übersetzung in ein Schaubild ist zugleich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Insofern ist diese Technik tatsächlich ein wunderbares Hilfsmittel, um schwierige Textpassagen auszuwählen oder längere Textpassagen zusammenzufassen.

Farben und Stifttypen

In den letzten zwei Tagen habe ich zwischen Bleistift, Kugelschreiber und Filzstift hin- und hergewechselt. Gestern habe ich dann auch zwei Zeichenflächen mit dem Programm SketchBook und meinem SketchPad vollgezeichnet, allerdings auch mit den einfachsten Figuren, die Haussmann anbietet. Heute dagegen hatte ich gar keine Zeit dazu.
Dafür habe ich mir einen kompletten Satz mit farbigen Finelinern gekauft und einige der Zeichnungen farbig ausgestaltet. Einige ist allerdings recht ungenau: es sind genau drei Zettel entstanden. Den Rest des Abends habe ich mit Vor- und Nachbereitungen verbracht.
Insofern freue ich mich tatsächlich auf die Ferien: die habe ich endlich Zeit, mich intensiver mit solchen wichtigen Techniken auseinanderzusetzen und eventuell sogar einige Produkte anfertigen zu können.
Heute Morgen sind in der Bahn dazu zwei kleine Skizzen, noch ganz unfertig, zum Grammatikunterricht entstanden. Solche Sachen würde ich gerne möglichst intensiv ausarbeiten.

15.12.2014

Denken mit dem Stift

Dies ist eine Seite aus dem Buch UZMO - Denken mit dem Stift von Martin Haussmann.
Nun dürft ihr mich unken hören, dass Menschen, die nur mit dem Stift denken, statt mit dem Gehirn, gar nicht denken, sondern bloß kritzeln. Und tatsächlich sollte man dieses Buch nicht nach seinem Titel beurteilen. Richtig allerdings ist, dass der Autor, hervorragend, wie ich finde, erläutert, wie Visualisierungen beim Denken helfen können, als Übersicht und Struktur, als Medium für semantische Experimente, als Hilfe für das Gedächtnis.

Der Aufbau des Buches I

Das Buch ist hoch strukturiert, dabei aber insgesamt sehr spielerisch. Für ein Buch über Visualisierungen zeigt es erstaunlich viel Text. Das funktioniert allerdings wunderbar, weil es zugleich sehr großzügig gestaltet ist, so dass es sich leicht lesen lässt. Für ein Buch, das vor allem für Coaches, Management-Trainer und sogenannte Experten geschrieben ist, enthält es erstaunlich viele konkrete Informationen und so gut wie gar keine befremdlichen Vokabeln, hinter denen sich entweder gar nichts oder längst abgelatschter Stiefel verbergen. Man hat es also mit einem angenehm sachlichen und praktischen Buch zu tun. Ich befürchte, dass die Hälfte dieser sogenannten Experten dieses Buch als zu kompliziert empfinden wird, obwohl es einfach geschrieben ist (aber zu konkret und ohne diese Party-Vokabeln).

Der Aufbau des Buches II

Das Buch ist im Querformat gedruckt, so dass es aufgeschlagen sehr breit auf dem Schreibtisch liegt. Zudem kommen zwei Klappseiten im Einband dazu. Ungeachtet dessen ist es aber ganz handlich.
Es gliedert sich in sechs Kapitel, von denen das erste die Rolle der Visualisierung in der heutigen Welt reflektiert. Die beiden nächsten Kapitel stellen zum einen die Grundelemente der Visualisierung vor und dann die Verbindung von Inhalt und Darstellung. Die anderen drei Kapiteln zeigen den Einsatz beim Präsentieren, Dokumentieren und Erkunden.
Zudem gibt es einen ausführlichen Anhang, der schöne Tricks für das Präsentieren verrät.

Beispiel I: Zeichnen Sie live

Das ist so klar wie Kloßbrühe. In der Lehrerausbildung ist dieses Prinzip seit über 100 Jahren bekannt. Seit Mitte der sechziger Jahre nennt man Tafelbilder, die man während des Unterrichts erstellt, genetische Tafelbilder. Wem die Erklärung in den Pädagogikbüchern dazu zu mager sind, findet hier ein hervorragendes Buch, um sich mit der Gestaltung von Tafelbilder auseinanderzusetzen.
Die Empfehlung ist aber auch deshalb sinnvoll, weil in den letzten Jahren PowerPoint geradezu unmäßig verwendet wurde. Zudem ist PowerPoint relativ unflexibel, wenn man während des Unterrichts auf die Äußerungen von Schülern und Studenten eingehen möchte. Es ist vor allem peinlich, wenn ein Dozent während des Unterrichts die PowerPoint-Präsentation ändern möchte und mit dem Programm nur mäßig umgehen kann. Das habe ich einmal erlebt.
Eine Tafel, farbige Stifte und ein Wischtuch, sowie eine mäßige Fähigkeit zum Zeichnen tun hier alle mal besser ihr Werk.

Beispiel II: der Spaghettitopf

So nennt der Autor Schaubilder, auf denen alles durcheinander läuft, als habe man einen Topf voller Spaghetti vor sich. Solche Schaubilder sind wohl das, was eine PowerPoint-Präsentation so ärgerlich machen.
Da ich selbst zu solchen Skizzen neige, wenn ich mir versuche, eine schwierige Textstelle auseinanderzupflücken, fand ich gerade diesen Abschnitt besonders anregend. Ein ganz wichtiger Aspekt, der mir gestern geholfen hat, war die Verbildlichung bestimmter Ideen. Schon allein dies bringt eine gewisse Übersicht selbst in ein sehr chaotisches Cluster. Der Autor bezeichnet dies als visuelle Anker.
Das ist allerdings nur einer von zahlreichen Tipps dazu.

Beispiel III: Infogramme

Gleich im Anschluss daran zeigt der Autor, wie man Infogramme entwickelt. An einem kurzen Textausschnitt demonstriert er, wie man über acht sehr praktische Schritte zu einem Infogramm kommt. Das ist übrigens eine Technik, die ich gerne meinen Schülern beibringen würde. Zum Teil wird diese schon intuitiv beherrscht. Etwas mehr Systematik wäre allerdings hilfreich. Mal sehen, wie ich diese in den Unterricht einbringen kann.

Visuelle Vokabeln

Ein großer Pluspunkt ist die (allerdings eigentlich sehr bekannte) Idee, seine Zeichnungen aus Grundelementen zusammenzusetzen. Dies erklärt der Autor schön, allerdings auch etwas knapp, da gerade das Zeichnen von Piktogrammen vielen Menschen Mühe bereitet.

Schwachstellen

Ich möchte dieses Buch nicht über den grünen Daumen loben (oder heißt es: den grünen Klee?). Mit Sicherheit wird sich der eine oder andere an diesem Buch auch frustrieren. Der Autor ist professioneller Grafiker mit einer großen Erfahrung, wie man Informationen visuell präsentiert. Das ist seinem Buch hervorragend anzumerken. Das macht es so angenehm zu lesen. Es ist aber keine Zeichenschule und wer sich noch so gar nicht in den Bereich des Zeichnens eingearbeitet hat, wird gerade zu Beginn einen steinigen Pfad vor sich finden, bei dem dieses Buch wenig Übergänge schafft.
Gerade Anfänger oder Menschen, die lange aus der Übung sind, werden zu Beginn an ihren Grundelementen, ihren Kästen und Kreisen, Pfeilen und Linien verzweifeln.
Hier hilft nur eins: üben, üben, üben.
Und hier begeht der Autor dann auch den Fehler, mit seinen gekonnten Grafiken, dem übersichtlichen Bildaufbau, den kleinen Details, der Farbgebung und den Schattierungen ein Niveau anzubieten, das für den normalen Menschen erst nach längerer Zeit und fleißigem Training erreichbar ist. Man sollte sich daran nicht messen und sich zunächst an die einfachen Grafiken halten, die der Autor eben auch anbietet. Später kann man dann zu komplizierteren und detailfreudigeren Figuren übergehen.

Fazit

Sieht man von einigen Stolpersteinen ab, ist dieses Buch wunderbar geeignet, um sich mit der Technik der Infografik auseinanderzusetzen. Es ist sinnvoll, dass man bereits etwas Erfahrung mit Bunt- und Filzstiften gesammelt hat und sei es nur mit kleinen Kritzeleien. Aber selbst solche „unnützen“ Kritzeleien ermöglichen ein brauchbares Selbstverständnis im Umgang mit Stiften. Und mehr ist eigentlich wirklich nicht nötig.
Sinnvoll für das Buch ist auch, wenn man sich einen Block mit Notizzettel besorgt, auf dem man immer wieder die grafischen Elemente üben kann. Ein solcher Block ist nicht teuer und sofern man nicht jeden Tag 50-80 Zettel bekritzelt, hält er auch einige Zeit vor.

14.12.2014

Was ich so treibe

Eins kann ich euch sagen: Klassenleiter zu sein ist ganz schön anstrengend. Allerdings macht es auch Spaß und ich bin hochmotiviert.

Texte schreiben

Meine Schüler schreiben wöchentlich Texte und sind zum Glück dazu gerne bereit. Viele Texte sind auch wirklich gut, manche sogar so hervorragend, wie man sie von Erwachsenen nicht zu lesen bekommt. Einen Nachteil hat das ganze allerdings schon: ich sitze jedes Wochenende mit 72 Texten am Schreibtisch. Allerdings korrigiere ich diese nicht im üblichen Sinne, sondern schreibe individuelle Empfehlungen und Ermutigungen. Ganz so einfach ist das nicht, da ich die Schüler noch nicht gut kenne.

Klassenbibliothek

Mittlerweile habe ich die Klassenbibliothek um einige meiner Bücher aufgestockt. Die Schüler lesen begeistert. Ich bin ganz fasziniert davon, dass keiner der Schüler Artemis Fowl kennt. Auch die Spiderwick-Saga ist noch nicht bekannt. Diese werden auch fleißig gelesen.
Ich hatte mir Oskar und Rico von Andreas Steinhöfel gekauft. Diese Bücher kenne ich noch nicht. Ich habe noch nicht einmal angefangen zu lesen, da ich mir zuerst zahlreiche Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen habe und mir dann auch ein Wettbewerb von der Buchserie Das magische Baumhaus in die Quere gekommen ist. Davon musste ich dann auch erst mal einige Bände lesen.

Visuell präsentieren

Lange ist es her, dass ich mit meinen Zeichenstiften gearbeitet habe. Da aber gleich mehrere Schüler von Comics ziemlich begeistert sind und auch einige echte Künstler darunter zu finden sind, habe ich mir jetzt einige Bücher zum Comiczeichnen gekauft. Eines der Bücher, dass ich noch mal ausführlicher vorstellen werde, behandelt das visuelle Präsentieren. Einen Teil des Wochenendes habe ich also damit verbracht, diese Bücher auszuprobieren. Bei einem Buch musste ich allerdings auch Zensur betreiben: gleich am Anfang befindet sich ein nicht jugendfreies, sexistisches Bild. Dieses habe ich mit einem Edding eingeschwärzt.
Jedenfalls habe ich an die 100 Schmierzettel mit Übungen vollgekritzelt. Das wird mir dann hoffentlich auch bei meinen Tafelzeichnungen zugute kommen.

Willensbildung und Sinnlichkeit

Das ist ein altes Thema von mir. Ich finde es faszinierend, wie sehr manche Menschen auf ihre Sinnlichkeit angewiesen sind und wie wenig sie darüber berichten können; es ist, als würden sie nicht in ihren eigenen Körpern wohnen. Zum Teil fällt das auch bei den Kindern auf. Die Welt und die Gedanken sind dort noch sehr ungeschieden.
Komischerweise habe ich gerade einen Text in Arbeit, der sich mit diesem Problemkreis beschäftigt. Es ist allerdings etwas hochgestochen zu sagen, ich hätte ihn in Arbeit. Dieses Wochenende habe ich ihn noch nicht zur Hand genommen und heute Abend werde ich es auch nicht mehr tun. Es handelt sich um Max Raphael, einem der wichtigsten Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts. In seinem Buch Von Monet zu Picasso stellt er den Willen an den Ursprung des Gestaltungsvermögens und damit vor jegliche Sinnlichkeit. Der Ansatz ist reizvoll, alleine deswegen, weil dies dem interesselosen Anschauen des Immanuel Kant widerspricht.
Aber der Ansatz hat etwas für sich, welche die Möglichkeit aufscheint, dass der Mensch eben kein sinnliches Wesen ist, dem der Wille und alle anderen, sogenannten höheren Bewusstseinsformen aus der Sinnlichkeit erwachsen. Es ist zwar richtig, dass jeglichem Inhalt der Gedanken zunächst ein sinnliches Moment zu Grunde liegt. Doch aus irgendeinem Grund ist diese Sinnlichkeit zugleich ziemlich abstrakt und bleibt abstrakt, wenn sie nicht methodisch und systematisch aufbereitet wird.
(Dazu allerdings später mehr. Ich habe Raphael zwar an diesem Wochenende nicht gelesen, aber in meinen Notizen oftmals erwähnt. Und diese müsste ich nun selbst systematisieren und in eine Ordnung bringen. Probeweise ist dies auch schon geschehen, indem ich einige meiner Gedanken „visualisiert“ habe, also dazu Notizen in grafischer Form erstellt habe.)

08.12.2014

Unendlich (zur Lyrik Rose Ausländers)

Jetzt, einige Tage später, erhalte ich einige Pakete, Lyrik von Rose Ausländer der Inhalt. Auf den ersten Blick erscheinen ihre Gedichte sanft. Sie sind es nicht. Zahlreiche Gedichte gruppieren sich um das Thema der Vertreibung und der Auswanderung. Ausländer, die vor dem Nazi-Regime floh, eignet sich dieses Thema als ein existenzielles an. Der Mensch, so scheint sie manchmal zu sagen, ist nichts, wenn er nicht hinausgeht, wenn er nicht aus sich selbst auswandert.
Trotz liegt in ihren Gedichten, aber auch Trost. Es gibt wiederkehrende Motive: das Ineinander von Himmel und Erde, Tag und Nacht; die Ausreise und die Isolation; die Worte, die man birgt und die man sich geborgt hat.
Keines ihrer Gedichte ist vollständig, keines in sich geschlossen. Manche ihrer Gedichte sind Befehle, Aufforderungen, mutig zu sein, sich dem Unbekannten zu stellen.
Unendlich
Vergiss
Deine Grenzen

Wandere aus

Das Niemandsland
Unendlich
nimmt dich auf
(aus: Ausländer, Rose: Hinter allen Worten. Frankfurt am Main 1992, S. 125)